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Was sind Nature-based Solutions (NbS)?

Natürliche Klimalösungen (engl. Nature-based Solutions) rücken vermehrt in den Fokus. Denn das Erreichen des Pariser 1,5-Grad-Ziels ist mit blosser Minderung menschengemachter Emissionen und dem Einfangen und Speichern mit technischen Lösungen nicht mehr möglich. Deshalb rücken natürliche Klimalösungen (engl. Nature-based Solutions) vermehrt in den Fokus. Natürliche Klimalösungen basieren auf dem Schutz, Wiederaufbau und nachhaltigen Management von Ökosystemen. Natürliche Klimalösungen sind nicht nur eines der mächtigsten Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels, sie bieten auch eine Vielzahl weiterer wichtiger Vorteile für Mensch und Natur wie eine intakte Umwelt und den Schutz der Biodiversität.

Nature-based Solutions (NbS), zu Deutsch natürliche Klimaschutzlösungen oder naturbasierte Lösungen, sind wichtige Massnahmen, mit denen die globale Erwärmung und dessen Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen reduziert werden. Sie nutzen die natürliche Fähigkeit der Pflanzen, durch Photosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre in langfristig gebundenen Kohlenstoff umzuwandeln bzw. diesen langfristig zu speichern. Natürliche Klimalösungen gewinnen immer mehr an Bedeutung und sind für den Kampf gegen den Klimawandel essenziell. Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren. Schauen wir uns diese näher an. 

 

Nature-based Solutions können den CO2-Ausstoss vermeiden oder CO2 aus der Atmosphäre entfernen 

Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, muss die Menschheit nicht nur ab sofort weniger CO2 ausstossen sondern auch gleichzeitig CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Zur Vermeidung von CO2-Ausstoss (engl. Avoidance) gehört im Bereich der Nature-based Solutions zum Beispiel die Verhinderung der Abholzung bestehender Wälder oder die Wiedervernässung von Mooren. Für die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre gibt es im Bereich natürlicher Klimaschutzverfahren Lösungen, die CO2 aus der Atmosphäre sequestrieren. Man spricht auch von CO2-Senken (engl. Carbon Dioxide Removal, CDR). Dazu gehören das Aufforsten von Wäldern, der Humusaufbau in Ackerböden oder das Anpflanzen von Seegraswiesen in Küstenregionen – man spricht von naturbasierten Carbon Dioxid Removal oder zu Deutsch: naturbasierten Negativemissionen.  

In anderen Worten gibt es zur Begrenzung der Klimaerwärmung und der Schmälerung des Katastrophenrisikos nicht nur technische Optionen, also die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft oder das technologische CO2-Abscheiden oder geochemische Verfahren. Es gibt auch die natürliche Möglichkeit, nämlich die Erhaltung (Avoidance) und Renaturierung (biologische CO2-Abscheidung) der Ökosysteme der Erde. Naturbasierte Negativemissionen sind eine Art von CO2-Speicherung und ein Teilbereich der NbS. 

 

Mehr als CO2: Nature-based Solutions nutzen auch der Umwelt und den Menschen 

Durch den Schutz und Wiederaufbau von Ökosystemen wie Wäldern oder Mooren soll die Natur zudem in ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel gestärkt werden. Die Europäische Kommission definiert natürliche Klimalösungen als solche, “…die kosteneffizient sind, gleichzeitig ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile bieten und zum Aufbau von Resilienz beitragen.“ Für den Klimaschutz ist ein wichtiges Ziel, Emissionen durch die Zerstörung der Ökosysteme zu vermeiden und sie in ihrer natürlichen Funktion zu stärken. Für die Gesellschaft bieten diese Lebensräume eine Vielzahl anderer wichtiger Ökosystemdienstleistungen wie Naherholung, Trinkwasser, Schutz der Biodiversität und Quelle für nachwachsende Rohstoffe wie Holz. Bei allen Massnahmen steht der Naturschutz neben dem Klimaschutz auch im Fokus. 

Die Weltgemeinschaft hat die Wichtigkeit gesunder Ökosysteme erkannt. Am 5. Juni 2021 startete die UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen. Die Vereinten Nationen wollen mit diesem Programm von 2021 bis 2030 nicht weniger als 26 Gigatonnen Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen. Denn Ökosysteme vollziehen den umgekehrten Prozess der Verbrennung fossiler Energieträger: Kohlendioxid wird gebunden und Sauerstoff entsteht. 

 

Wie werden natürliche Klimalösungen umgesetzt? 

Nature-based Solutions können sowohl in marinen als auch in terrestrischen Ökosystemen umgesetzt werden. Der Schutz von (Mangroven-)Wäldern, Mooren oder Korallenriffen führt zur Vermeidung von Emissionen und sichert die Funktionalität bestehender Lebensräume (Avoidance). Die Wiederbewaldung, die Restaurierung von Ökosystemen, der Umbau von Wäldern hin zu klimastabilen Mischbeständen sowie die Umstellung von industriellen auf regenerative Landwirtschaftspraktiken sind Massnahmen, die langfristig CO2 der Atmosphäre entziehen und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zu intakten, stabilen Lebensräumen leisten (Removal). Dabei haben all diese natürlichen Klimalösungen gemein, dass durch Photosynthese und mikrobakterielle Prozesse angereicherter Kohlenstoff in der Natur verbleibt und nicht in die Atmosphäre gelangt. Auch eine nachhaltige Nutzung von Wäldern gilt als aktiver Beitrag zum Klimaschutz und senkt Emissionen, so lange garantiert werden kann, dass nicht mehr Holz dem Wald entnommen wird als nachwächst und der Rohstoff Holz zuerst stofflich, also in Form von Bau- oder Möbelholz, genutzt wird.  

Anders als rein technische Lösungen wie Carbon Capture and Storage leisten natürliche Klimalösungen auch immer wichtige Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung. Ein regenerativ bewirtschafteter Acker ist besser für die Artenvielfalt, liefert gesündere Lebensmittel und schafft gute Arbeitsbedingungen. Ein intakter Wald bietet Erholungsraum, schafft frische Luft und ist Quelle für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Holzwirtschaft. 

 

Nature-based Solutions zur Vermeidung oder Sequestrierung von CO2 

Natürliche Klimalösungen sind so vielfältig und universell wie das Leben. Im Folgenden geben wir Ihnen Auskunft über einige mögliche Projekte, die den Klimaschutz und den Naturschutz fördern und unter den Nature-based Solutions einzuordnen sind. Sie sind in der Abbildung ersichtlich. 

Seegrasweiden und Restauration von Riffen (Punkt 1):  

In den Küstenregionen können unter dem Meeresspiegel angepflanzte Seegraswiesen doppelt so viel CO2 speichern wie manche Regenwälder und bieten Fischen und anderer mariner Fauna knapper werdende Lebensräume. Der Wiederaufbau von Korallenriffen muss gefördert werden. Nicht nur um eines der wichtigsten und am meisten bedrohten, marinen Ökosysteme zu erhalten, sondern auch um die kohlenstoffsenkende Funktion der Ozeane zu bewahren.  

 

Renaturierung von Mangrovenwäldern und Mooren (Punkt 2):  

An den Küsten können ehemals bewaldete Gebiete wieder mit Mangroven bepflanzt werden, wobei diese Baumarten besonders viel CO2 binden. Ausserdem bieten die Wurzeln Lebensraum für Fische und schützen die Sandstrände vor Erosion. Das Wiedervernässen von trockengelegten Mooren leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. In einem trockengelegten Moor dringt Sauerstoff in den Boden ein und wandelt den gebundenen Kohlenstoff im Torfboden in CO2 um, das in die Atmosphäre entweicht. Durch die Wiedervernässung wird dieser Prozess gestoppt, das Klimagas bleibt im Boden. 

 

Von Aufforstung zur Biomasse an Gebäuden (Punkt 3): 

In Waldökosystemen wird Kohlenstoff durch Aufforstung oder die nachhaltige Nutzung von Wäldern gespeichert. Aufforstung, Wiederbewaldung, Waldumbau hin zu klimatoleranten Mischbeständen sowie eine reduzierte Bewirtschaftung von Wäldern oder die Errichtung von Schutzzonen – all diese Massnahmen führen dazu, dass gesunde und stabile Bäume ihre wichtigen Funktionen für Mensch und Natur erfüllen können und das nicht nur für uns, sondern auch für zukünftige Generationen. Flachdächer- und Fassadenbegrünungen können ebenfalls einen Beitrag leisten. 

 

Agroforst, Grasslandmanagement und Pflanzenkohle (Punkt 4):  

In der Landwirtschaft gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Kohlenstoffbilanz im Sinne des Klimaschutzes zu verbessern. Veränderte Fruchtfolgen, ein geringerer Eintrag von Düngemitteln, das Anpflanzen von Bäumen auf Feldern in produktiven Agroforstsystemen sowie der Eintrag von Pflanzenkohle (Biochar) zur Erhöhung des Bodenkohlenstoffgehalts in Böden sind Maßnahmen zur Bindung sowie Vermeidung von Kohlenstoff.   

Quellen:
https://www.unglobalcompact.org/take-action/events/climate-action-summit-2019/nature-based-solutions 
https://www.goldstandard.org/our-story/sector-land-use-activities-nature-based-solutions  
https://www.naturebasedsolutionsinitiative.org/what-are-nature-based-solutions/ 
https://livingplanet.panda.org/de-at/nature-based-solutions 
https://allianz-entwicklung-klima.de/wp-content/uploads/2021/02/studie2021-nature-based-solutions-kohlenstoffmarkt.pdf 

 

 

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