Der im Februar veröffentlichte zweite Teil des IPCC-Klimaberichts zeigte die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch, Ökosysteme und Artenvielfalt eindringlich auf. Der jüngste und dritte Teil befasst sich nun mit der Frage, mit welchen Maßnahmen der Klimawandel begrenzt werden kann.
Der Bericht stellt klar: Selbst wenn die am Klimagipfel in Glasgow beschlossenen nationalen Ziele (Nationally Determined Contributions, kurz NDC) eingehalten werden, ist eine globale Erwärmung um über 1,5 Grad nicht abzuwenden. Werden diese Ziele nicht eingehalten, droht sogar eine Erwärmung um 3,2 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, müssen die globalen Treibhausgasemissionen Mitte dieses Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen, damit 2050 weltweit Netto-Null erreicht wird. Kurzgesagt: Die schlechte Nachricht: Die Treibhausgasemissionen nahmen weltweit weiterhin zu. Die gute Nachricht: Das 1,5-Grad-Ziel ist trotzdem noch zu schaffen. Die meisten Reduktionspfade setzen die Abkehr von fossilen Brennstoffen und den Abbau von CO2 in der Atmosphäre (Carbon Dioxid Removals, CDR) voraus.
Kosten für erneuerbare Energien sind erfreulich stark gesunken
Die Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle ist gemäß dem Bericht zentral. Die entsprechenden Technologien, beispielsweise Photovoltaik und Windkraft, sind wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Brennstoffen. Die Kosten für Solaranlagen sind im letzten Jahrzehnt um 85 Prozent gefallen, die für Windkraftanlagen um 55 Prozent und für Lithium-Batterien für Elektroautos um 58 Prozent. In manchen Fällen sind Erneuerbare sogar günstiger als fossile Energiequellen.
Um diese Wende zu schaffen, braucht es jedoch zwischen 2020 und 2030 drei bis sechs Mal mehr Investitionen in den Klimaschutz. Denn aktuell stecken immer noch große finanzielle Investitionen in Projekten mit fossilen Brennstoffen.
CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxid Removals, CDR)
Das Potenzial von CO2-Entnahmetechnologien, um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten, wird auf 30 bis 780 Milliarden Tonnen geschätzt. Zwei großtechnische Verfahren wurden dabei berücksichtigt: Einerseits die direkte CO2-Abscheidung aus der Luft mit anschließender Verpressung (DACCS), andererseits die Bioenergie mit CO2-Speicherung (BECCS). Daneben gibt es auch biologische Ansätze, um CO2 zu sequestrieren: Aufforstung, Renaturierungen von Mooren, Pflanzenkohle oder humusreicheres Ackerland. Der Bund hat die aktuellen Methoden aufgelistet. Diese verschiedenen Verfahren für die Kohlendioxidabscheidung (engl. Carbon Dioxide Removal, CDR) werden in Deutsch auch als Negativemissionen bezeichnet.
Verhalten ändern könnte sehr viel bewirken
Wenn wir alle unseren Lebensstil klimafreundlich gestalten würden, so der Bericht, könnten wir bis 2050 den CO2-Ausstoß um 40 bis 70 Prozent senken. Beispiele wären: Weniger Auto fahren, deutlich weniger Fleisch essen, weniger konsumieren etc.
Die Klimakatastrophe lässt sich noch abwenden – wir müssen nur wollen
Abschließend stellt das Wissenschaftsteam klar: Die Klimakatastrophe lässt sich noch abwenden. Doch die Anstrengungen müssen verstärkt werden. Jetzt ist der Zeitpunkt zu handeln, da die technologischen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten günstig seien.
Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UN-Umweltprogramms, drückte sich bei der Präsentation des Teilberichtes folgendermaßen aus: «Verstärkte Maßnahmen müssen in diesem Jahr beginnen, nicht erst nächstes Jahr; in diesem Monat, nicht erst nächsten Monat; und in der Tat heute, nicht erst morgen. Andernfalls werden wir ... weiter in eine Klimakatastrophe schlafwandeln.» Werden auch Sie aktiv!
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