Mit dem Ruderboot in den Urlaub: Wie reisen Klimabotschafter?

Der renommierte Reise-Podcast ReisenReisen und myclimate gehen bereits seit 2021 im Rahmen einer Kooperation gemeinsame Wege. Das Ziel: Nachhaltiges und bewusstes Reisen bekannter machen. Nun wurde die Kooperation erweitert indem die beiden Gründer von Deutschlands bekanntesten Reise-Podcast Jochen Schliemann und Michael Dietz Klimabotschafter werden. Im Interview beantworten Sie uns, wie sie Reisen und Klimaschutz zusammendenken. 

 

Zukünftig werden sie auch persönlich die Nachhaltigkeit und Klimaverantwortung weiterverbreiten. Bereits heute zeigen Sie mit ihrem Podcast ReisenReisen, wie verantwortungsbewusstes Reisen möglich ist. Auf Ihrer Webseite finden sich daher Tipps und Fakten wie diese: «Overtourism. 99 % der Touristen besuchen 1 % der Destinationen wie Paris, Barcelona oder Bali! Darunter leiden Umwelt, Land und Leute. Wie kann dieses Ungleichgewicht entschärft werden? Mit unserem Podcast streben wir genau das an, indem wir alternative Ziele vorstellen und darüber sprechen, wie man die Klassiker neu und zu anderen Jahreszeiten entdecken kann.»

Doch nicht nur das. Gemeinsam mit myclimate berechnen sie alle Emissionen, die ihre Trips hinterlassen und finanzieren in deren Höhe Klimaschutzprojekte von myclimate. Damit helfen sie nicht nur Emissionen zu vermeiden oder einzusparen, sondern unterstützen auch das Leben der Menschen vor Ort. Denn alle myclimate Klimaschutzprojekte tragen zu den Nachhaltigkeitszielen der UN bei. Der Tourismus sichert zwar oft den Menschen vor Ort ein Einkommen und etwa anhand des Beispiels von Costa Rica sieht man, dass dies auch unmittelbar in lokale Naturschutzbemühungen fließen kann. Doch mit einem Klimaschutzbeitrag für die Reise lässt sich der positive Effekt weltweit verstärken.

Fragen wir doch mal die Klimabotschafter Jochen Schliemann und Michael Dietz selbst, wie sie zum Reisen gekommen sind und was für sie nachhaltiges Reisen ausmacht.  

Was zeichnet euren Reisen Reisen Podcast aus?
Schliemann und Dietz: «Reisen muss man reisen», ist unser Motto: einen Ort mit allen Sinnen zu erleben, sich ein eigenes Bild zu machen, Raum für Entdeckungen zu lassen, nah bei den Leuten vor Ort und sich selbst zu sein. Bodenständig und weltoffen. Diese Philosophie findet ihr in allen unseren Episoden.

Wie habt ihr euch als Team gefunden und wie kam es zum Reisen?
Schliemann und Dietz: Wir fanden uns über unsere Leidenschaft, die Welt mit eigenen Augen zu entdecken und all das, was wir auf Reisen erfahren, in Worte fassen zu wollen. Wir wollen Lust aufs echte und nachhaltige Unterwegs-Sein machen. Zum Reisen selbst sind wir mehr oder minder naiv gekommen. Michael auf der ersten Europa-Reise ohne Eltern, Jochen auf einem Backpacker-Trip durch Südostasien.

Was macht für euch «Reisen» so besonders?
Schliemann und Dietz: Diese faszinierende Welt selbst zu erfahren – und dabei ganz viel zu verstehen und zu lernen. Es gibt so viel Arten zu leben, zu denken, zu essen auf der Welt – all das ist einmalig, entdeckens -und -schützenswert.

Viele können diese Gründe sicher nachvollziehen. Aber beim Reisen entstehen auch klimaschädliche Emissionen. Beschäftigt euch das?
Schliemann und Dietz: Das beschäftigt uns sehr, jeden Tag. Wie so viele Probleme dieser Zeit, gibt es hier unserer Meinung nach nicht nur ein einziges richtig und ein falsch. Reisen ist eine Kulturtechnik, die essenziell ist. Dass sich Kulturen begegnen, ist wichtig für Verständnis, Frieden und Völkerverständigung. Dies in Einklang mit dem Klimaschutz weiterzuführen, danach suchen wir.

Wie geht ihr damit in der Praxis um?
Schliemann und Dietz: Keine Flüge, wenn irgendwie möglich, innerhalb Europas. Züge, Räder, emissionsarme Boote und Busse sind super und meist auch angenehmer. Wenn Fliegen, dann nur für den möglichst langen Aufenthalt vor Ort und immer: Klimaschutzprojekte in Höhe unserer Emissionen unterstützen. Und nachhaltig reisen heißt auch: Vor Ort den ÖPNV nutzen, das lokale Essen essen (kein Schnitzelbuffet und Kölsch in Thailand!) und bei lokalen Agenturen und Unterkünften buchen. Das stützt die Wirtschaft, Natur und das Leben vor Ort.

Fallen euch manche Kompromisse schwer oder bringen sie sogar Vorteile?
Schliemann und Dietz: Es gibt fast nur Vorteile, viel mehr als man meint! Den Sonnenaufgang aus dem Nachtzug bei der Einfahrt in Nizza oder Innsbruck sehen? In Asien regionales Streetfood essen? Mit Menschen aller Herkunft in Bussen oder Zügen ins Gespräch kommen? Sehen, wie sich beim Reisen eine Landschaft verändert? Mitten in Städten ankommen anstatt Flughafentransfer? Die Liste ist endlos… :)

Ihr habt eure CO2-Bilanz mit myclimate berechnet und unterstützt im Gegenwert das Klimaschutzprojekt «Spargemeinschaften ermöglichen Frauen effiziente Kocher in Kenia». Warum habt ihr das Projekt ausgewählt?
Schliemann und Dietz: So wichtig uns Themen wie Nachhaltigkeit und Feminismus sind: Wir sind zwei weiße Männer aus Mitteleuropas Mittelstand. Dass das kein Privileg mehr ist, dass alle Menschen gleiche Chancen haben, daran arbeiten wir seit Tag 1 dieses Podcasts. Die Gegebenheiten in Kenia sind schwierig, vor allem für Frauen. Und wenn es um so etwas grundlegendes wie Essen geht für Familien und Menschen, die ernstere Probleme haben als wir, dann ist das, was wir spenden, das Mindeste, das wir tun können.

Habt ihr sonst noch Tipps zum Vermeiden oder Reduzieren der Reise-Emissionen, die ihr weitergeben möchtet?
Schliemann und Dietz: Alles oben Genannte und vor allem die Einstellung: Nachhaltig Reisen ist kein Verzicht, es ist ein Gewinn! Man ist näher an den Orten, den Menschen, der Natur und schützt all das für kommende Generationen.

Seit 2021 besteht die Partnerschaft zwischen ReisenReisen und myclimate. Ab heute seid ihr auch als Klimabotschafter unterwegs. Was bedeutet das?  
Schliemann und Dietz: In Deutschland fühlt sich das Wort immer noch seltsam an, aber es ist eine der wenigen Sachen, auf die wir stolz sind. Mit unserer Arbeit etwas Gutes zu tun, nämlich das, was wir am meisten lieben – diesen Planeten – nicht nur zu entdecken, sondern zu schützen, ist eine Ehre. Sei es durch Worte im Podcast, dadurch ein Bewusstsein zu schaffen, oder durch Taten wie mit euch, mit myclimate.

In eurem neuen Buch «Reisen Reisen – Wie wir die Welt entdecken wollen» schreibst du, Michael, in einem Kapitel über die Reise mit dem Zug und du, Jochen, über «Taxis nach Bagan»:  Vom Esel über das Auto bis zum Schiff: Was ist euer Lieblingsfortbewegungsmittel, um ans Reiseziel zu gelangen?
Schliemann und Dietz: Immer das vor Ort das angebrachte, normale, sinnvolle und gängige. Das ist ja auch das Schöne am echten Reisen. Sich mit einem Ort zu arrangieren. Egal ob Esel, Schneeschuhe oder Ruderboot. Alles, was nachhaltig ist und echt. Das sorgt übrigens auch für die besten Stories, wie das Buch und der Podcast beweisen. :)

 

Die aktuelle Podcastfolge finden Sie stets auf der Webseite von ReisenReisen. Das neu erschienene Buch «Reisen Reisen – Wie wir die Welt entdecken wollen», gibt es hier.
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