«Ich bin ein Klimabewegter» – Christian Eichert wechselt zu myclimate

Bei myclimate Deutschland übernimmt Dr. Christian Eichert ab Februar die Bereichsleitung für das Team «Beratung und Lösungen Deutschland». Der Position bei myclimate gehen Stationen u.a. bei Bioland und der Agentur Blumberg voraus. Eichert gehörte zu den Erstunterzeichnern der Erklärung der Scientists for Future und beriet als Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats über ein Jahrzehnt die baden-württembergische Landesregierung. In unserem Interview spricht der promovierte Agrarökonom darüber, warum er sich für myclimate entschieden hat und weshalb das für ihn ein konsequenter weiterer Schritt für den Klimaschutz darstellt.

Stefan Baumeister, Geschäftsführer myclimate Deutschland (links) heißt Dr. Christian Eichert, Bereichsleiter Beratung und Lösungen myclimate Deutschland (rechts) willkommen.

Geschäftsführer Bioland, Beirat der Landesregierung für nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg, Regionalgruppensprecher im Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW), Geschäftsführer Agentur Blumberg – und jetzt myclimate. Wie kommt es dazu?

Die ausgeschriebene Stelle klang sehr verlockend – ich habe die Entwicklungen bei myclimate seit vielen Jahren verfolgt und musste da einfach «zugreifen». Zudem liegt Reutlingen für mich als Tübinger «direkt vor der Haustüre». Spätestens seit der Erstunterzeichnung der Erklärung der Scientists for Future bin ich ein «Klimabewegter» – und sehe es als dringend notwendig, in diesem Bereich weiter voranzugehen und noch mehr Unternehmer*innen darin zu unterstützen, CO2-Einsparungen zu realisieren.

 

Dein Engagement für Umwelt und Klimaschutz reicht weit zurück. Wann hast du dich erstmals damit auseinandergesetzt?

In meiner Kindheit verbrachte ich viel Zeit auf einem kleinen Schweizer Bio-Bergbauernhof – und später mehrere Jahre in leitender Funktion in der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Auch dort geht es darum, die Kreisläufe bestmöglich zu schließen. Somit ist mir das Kreislaufdenken seit vielen Jahren ein Herzensthema – und als vierfacher Familienvater drängt hier das Thema Klimaschutz am meisten. Somit waren und sind meine Kinder – heute zwischen 12 und 20 Jahre alt – die wichtigsten Triebfedern, mich im Sinne wirksamen Klimaschutzes für eine gelingende Zukunft einzusetzen.

 

Du bist Mitgründer der Bewegung Scientist for Future. Welche Ziele verbindest du damit?

Im Netzwerk der Scientists for Future sind Menschen aus allen Fachbereichen organisiert – echte Überzeugungstäter*innen, die in ihren jeweiligen Professionen um Lösungen rund um die Klimafrage ringen. Den Austausch in diesem Kreis, dem ich seit bald fünf Jahren angehöre, erlebe ich als überaus bereichernd. Es schafft die Möglichkeit, über den eigenen fachlichen Tellerrand hinaus immer wieder neu dazuzulernen, die Dinge besser zu verstehen und einordnen zu können.

 

Was sind deiner Ansicht nach die größten Herausforderungen für den Klimaschutz?

Eine der größten Herausforderungen ist es, dass wir das Thema Klimaschutz global voranbringen. Einen wichtigen Hebel hält dabei sicher die Europäische Kommission in den Händen. Hier würde ich mir wünschen, dass die dortigen Politiker*innen den Green Deal auch nach dem Ausscheiden von Frans Timmermans als zuständigem Kommissar mit hohem Engagement und vor allen Dingen hoher Konsequenz vorantreiben. Neben der Politik braucht es aber auch die Wirtschaft. Als Regionalgruppensprecher beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft darf ich mit Unternehmer*innen zusammenarbeiten, die das Thema Klimaschutz konsequent nach vorne treiben, indem sie kluge, innovative Lösungen aufzeigen und umsetzen. Davon brauchen wir mehr!

 

Wo siehst du die größten Chancen und Potenziale?

Tatsächlich erlebe ich, dass sich die Wirtschaft schneller bewegt als die Politik. Zudem merken immer mehr Unternehmer*innen, dass sie von den klassischen Wirtschaftsverbänden nicht mehr vertreten werden. Es macht mir Hoffnung zu sehen, dass immer mehr Industrie- und Handelskammern (IHKs) dies erkennen, auf das Thema Klimaschutz setzen und Angebote für ihre Mitgliedsunternehmen machen. Genauso macht mir aber auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien Hoffnung, der nun endlich Fahrt aufnimmt.

 

Bei myclimate wirst du den Bereich «Beratungen und Lösungen» leiten. Worauf freust du dich besonders?

In jedem Fall freue ich mich auf ein weiter wachsendes, sehr diverses Team. Das Team verfügt über vielfältige spannende berufliche Hintergründe, die es im Sinne unserer Kund*innen bestmöglich zu orchestrieren gilt. Darauf freue ich mich! Und darauf, Neues zu entwickeln und Pionier zu sein. Einzutauchen in Aufgabengebiete und fachliche Felder, von denen ich heute noch nichts weiß. Nur wenn wir bereit sind Neues zu wagen, werden wir Lösungen für die Klimakrise finden.

 

Und zum Schluss noch ein paar Entweder-Oder-Fragen:

Fahrrad oder Nahverkehr? Bisher bin ich immer weit zu meinen Arbeitsstätten Zug-gependelt – die Strecke Tübingen-Reutlingen schreit förmlich nach einem Jobrad ;-)

Supermarkt oder Marktplatz? Wenn es die Zeit zulässt, kaufen wir als Familie frisch auf dem Markt. Das ist jedoch ehrlicherweise eher selten der Fall. In jedem Fall kaufen wir aber weitestgehend bio und soweit möglich auch regional und saisonal. Generell sind wir eine kochbegeisterte Familie.

Berge oder Meer? Meine Kindheit gehörte den Schweizer Bergen und den Winterurlaub verbringen wir bis heute im Engadin. Nicht aus Zufall ist mein dritter Vorname Urs. Zu einem richtigen Sommer braucht es für mich aber das griechische Meer – meine Familie hat dort seit 40 Jahren ein Ferienhaus.

Und ganz wichtig für dein zukünftiges Team: Earlybird oder Nachteule? Klare Tendenz zu «lange wach» (und meist einer der letzten auf der Party).

 

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