Du warst nicht nur erfolgreicher Profifußballer und deutscher Nationalspieler, sondern hast dich schon während deiner Karriere für soziale und Umweltfragen interessiert und dich hierzu auch geäußert. Woher rührt deine Begeisterung hierfür?
Ich habe mich sozial tatsächlich immer engagiert. Schon zu meinen Anfängen als Profifußballer bin ich im Rahmen von “Tage des Lachens“ in Kinderkrankenhäuser gegangen und habe versucht, den Kindern dort ein paar Stunden spaßige Ablenkung vom ansonsten eher tristen Krankenhausalltag zu geben. Woher die Begeisterung für diese Themen rührt? Ich glaube, ich trage das Interesse an Menschen und an meiner Umwelt einfach in mir. Mich haben Schicksale anderer noch nie kaltgelassen. Ich bin enorm dankbar dafür, dass es meiner Familie und mir gut geht – und finde es einfach schön, gelegentlich etwas zurückgeben zu können. Es mag banal klingen, aber mir ist das wichtig. Genauso wie das Achten unserer Umwelt, ich nenne sie sogar lieber unsere Mitwelt, weil wir alle selbst ein Teil davon sind und wir ja mit der Welt agieren. Es fängt schon im Kleinen an: Für mich war und ist es beispielsweise völlig unverständlich, wie man Müll oder Zigaretten aus dem Fenster schmeißen kann. Mich in diesem Bereich noch mehr zu engagieren, kam tatsächlich über den Kontakt zu Global United FC.
Wie sehr ist das Leben als Profifußballer und ein Eintreten für Klimaschutz und Soziales eigentlich vereinbar?
Ich sehe da keine Barriere oder gar einen Widerspruch. Unabhängig von Beruf oder Gehalt kann jeder seinen Beitrag für Klimaschutz und Soziales leisten. Das Thema betrifft jeden. Gerade als aktiver Fußballer hat man Privilegien, die andere Personen nicht haben. Ich habe im Zuge dessen auch immer eine Verpflichtung verspürt. Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, brauchen unsere Unterstützung.
Global United FC hat sich zum Ziel gesetzt, Fußball mit Klima- und Umweltschutz zu verbinden. Auf welchen Meilenstein bist du stolz und wie bringst du dich hierbei ein?
Wenn es einmal im Jahr nach Afrika geht, bin ich mit an Bord. So war es auch jetzt Ende November wieder, als wir erneut in Namibia waren. Es bewegt nicht nur mich, sondern jeden von uns, wenn man sieht, wie sich angeschobene Dinge vor Ort weiterentwickeln und funktionieren. Nachhaltigkeit ist für uns ein zentrales Thema. Um es mal bildlich zu machen: Kindergärten, die wir vor einigen Jahren renoviert haben, sind mittlerweile erweitert worden. Man kommt zurück und hat das Gefühl: Es wächst! Wahrscheinlich wird Global United FC vor Ort mittlerweile auch aus diesem Grund als einer der verlässlichsten Partner gesehen. Darauf bin ich tatsächlich stolz.
Was machen die Schlüsselpersonen in der Welt des Fußballs, einschließlich Vereine und Verbände, gut in Bezug auf Umweltschutz? Wo siehst du noch Verbesserungspotenzial?
Um in der Fußballsprache zu bleiben: Generell bewerte ich es erstmal positiv, dass das Thema bei den Vereinen und Verbänden in den vergangenen Jahren aufs eigene Spielfeld gekommen ist. Es beginnt mit der bewussten und gewollten Auseinandersetzung mit dem Thema. Und dann erkennt man überall Verbesserungsmöglichkeiten. Mein Ex-Verein Bayern München hat zum Beispiel schon Spiele mit Trikots aus recyceltem Ozeanmüll ausgetragen. Die Profis fahren dort mittlerweile alle E-Autos. Und die Betreiber der Allianz Arena tun viel dafür, um in Zukunft noch nachhaltiger zu arbeiten. Es bewegt sich was, auch wenn immer noch viel mehr geht.
Welche Vision hast du für die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Fußballvereinen, Verbänden und Klimaschutzorganisationen wie myclimate, um einen nachhaltigen und positiven Einfluss auf unseren Planeten zu erzielen?
Auch durch die Zusammenarbeit mit Global United FC habe ich realisiert, dass Klimaschutz nur gemeinsam geht. Es ist wichtig, Allianzen zu schmieden und auch individuelle Interessen mal hinten anzustellen. Je mehr Personen, Vereine, Verbände und Organisationen an einem Strang ziehen, desto mehr können alle bewirken. Es geht nur gemeinsam. Ich hoffe, dass hier weiter ein Umdenken stattfindet. Zu häufig beschleicht mich noch das Gefühl, dass es gerade beim Thema Klimaschutz einigen Akteuren mehr um Marketing und positive Außendarstellung geht als um das tatsächliche Ergebnis. Deshalb sehe ich Klimaschutzorganisationen wie myclimate als wichtige Treiber für eine bessere Zukunft im Umgang mit unserem Planeten.
Was macht Andi Görlitz eigentlich heute?
Ganz viel Musik. Mit meiner Band WHALE CITY. Der Fußball spielt nur noch eine schöne Nebenrolle – für soziale Zwecke ziehe ich aber gerne und regelmäßig nochmal die Kickschuhe an.