Klimaangepasster Waldumbau Herzfelde in Brandenburg, Deutschland

Ein Waldstück mit hohen Kiefern, dicht umringt von jungen Bäumen und Moos, das den Waldboden bedeckt. Lichtstrahlen durchbrechen das Blätterdach und lassen das Grün aufleuchten.

Projekttyp: Landnutzung und Wald

Projektstandort: Deutschland, Brandenburg

Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich

Emissionsreduktion über 30 Jahre: 20.591 t CO2e

Dieses Klimaschutzprojekt fördert in Brandenburg den aktiven Waldumbau von einem Altersklassenwald mit hohem Kiefer-Monokulturbestand zu einem strukturreichen und biodiversen Zukunftswald für die nächsten Generationen. Durch zahlreiche ökologische Maßnahmen, naturnahe Waldbewirtschaftung und eine hohe Baumartenvielfalt wird ein lebenswerter Lebensraum für viele seltene und schützenswerte Arten wie Biber, Schwarzstorch, Seeadler und Rohrdommel erhalten und erweitert. 

Zahlreiche deutsche Wälder wurden in der Vergangenheit zur besten Ertragseffizienz angelegt. Dabei wurde vor allem auf verhältnismäßig schnell wachsende und gut verkäufliche Nadelholzarten, insbesondere Fichte und Kiefer, gesetzt. Mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen sind die ursprünglich aus den Höhenlagen stammenden Bäume zunehmend unter Stress durch Käferbefall und Dürreperioden. Die häufig fehlende Vielschichtigkeit in typischen Altersklassenmonokulturwäldern führt außerdem zu Instabilität gegenüber Stürmen, die ebenfalls in ihrer Häufigkeit und Intensität aufgrund des Klimawandels zunehmen. Die letzte Waldzustandserhebung von 2020 zeigt, dass bereits vier von fünf Bäumen, dabei vor allem Fichte und Kiefern, aber auch Eichen und Buchen, lichte Kronen und damit erste Schäden aufweisen. Auch die Zahl der toten Bäume nahmen zu. Das bedeutet, dass unser wichtiger Klimaschützer Wald, der in Deutschland etwa sechs Prozent unserer jährlichen CO2-Emissionen ausgleicht, stark gefährdet ist. 

 

Das Projektgebiet 

Der Privatwald Gut Herzfelde liegt nördlich von Templin in Brandenburg und ist Teil der Uckermärkischen Seenlandschaft. Die insgesamt 617 ha sind auf fast Dreiviertel der Fläche von Kiefern geprägt sowie weiteren Nadelbaumarten wie Fichte, Douglasie und Lärche. Laubhölzer nehmen bisher lediglich 22 Prozent des Hauptbestands ein. 143 ha der Gesamtfläche wurden als Klimaschutzprojektflächen identifiziert und zertifiziert. Das umgebende Naturschutzgebiet Dolgenseekette mit dem Ragollinsee beeindruckt nicht nur durch seine landschaftliche Schönheit, sondern auch durch seine reiche Artenvielfalt. Die Nähe zu Wasserflächen bietet Lebensraum für seltene Arten wie Biber, Fischotter, Rohrdommel, Seeadler, Fischadler, Schwarzstorch, Weißstorch und Seemöwen.  

 

Maßnahmen: von der Monokultur zum klimaangepassten, biodiversen Wald  

Durch aktiven und vor allem zeitnahen Waldumbau sollen großflächige Waldschäden, wie sie in anderen Teilen Deutschlands bereits aufgetreten sind, in den nächsten Jahrzehnten abgewendet oder zumindest gemildert und junge, resilientere und biodiversere Waldflächen mit einem großem Klimaschutzpotential für die kommenden Generationen geschaffen werden.  Mit einer Kombination aus Naturverjüngung und Pflanzung zusätzlicher Arten sowie aktiver Kulturpflege und professionellem Jagdmanagement über 15 Jahre und länger wird durch die Maßnahmen im Projekt Herzfelde ein schnellerer Umbau zu einem mehrschichtigen und artenreicheren Wald ermöglicht. Am Ende der Projektlaufzeit werden mehr als 25 Baumarten über die gesamte Projektfläche etabliert sein. Es entsteht ein Wald aus 80 Prozent Laub- und 20 Prozent Nadelbaumarten, der Lebensraum für zahlreiche seltene und schützenswerte Arten bereithalten wird.  

 

Wohin fließen die Gelder aus den CO2-Zertifikaten? 

Waldumbau in Deutschland ist ein teures Unterfangen, das vor allem den zukünftigen Generationen dienen wird. So bezifferte das Thünen Institut die Kosten für den deutschlandweiten notwendigen Umbau auf etwa 14-43 Milliarden Euro. Gelder aus den Klimaschutzzertifikaten werden für die Waldplanung und -modellierung, das fortlaufende Monitoring, die Maßnahmen vor Ort insbesondere für Saatgut bzw. Setzlinge und die stetige Kulturpflege und Bewirtschaftung, welche bei Mischwäldern deutlich aufwendiger ist, eingesetzt. Zudem werden durch die Zertifikate eine intensive Betreuung der Flächen durch einen Förster in Vollzeit sowie Maßnahmen naturnaher Waldwirtschaft ermöglicht.  

 

Projektpartner und Projektstandard 

Das Waldumbauprojekt in Brandenburg wurde durch den myclimate Partner Pina Earth in Zusammenarbeit mit einem Privat-Waldbesitzer entwickelt, der die Flächen 2002 aufkaufte. Pina Earth ist ein deutsches Unternehmen spezialisiert auf die digitale Modellierung von Waldumbauprojekten und die Entwicklung von Klimaschutzprojekten im Waldsektor. 

 

Starke und langfristige Partnerschaften helfen uns dabei, Klimaschutz in Deutschland effektiv voranzutreiben. Wir freuen uns sehr über das Engagement von myclimate, im Projekt Herzfelde regionalen Waldumbau in Brandenburg zu fördern und Unternehmen zu ermöglichen, einen Klimabeitrag vor Ort zu leisten.

Dr. Gesa Biermann, CEO Pina Earth  

 

Das Klimaschutzprojekt Herzfelde ist beim Wald-Klimastandard für Deutschland registriert und wurde durch externe Zertifizierer des TÜV Nord überprüft und zertifiziert. Der Wald ist darüber hinaus durch den FSC, dem höchsten etablierten Standard für nachhaltige Forstwirtschaft, zertifiziert. 

 

Methode, Wirkungsmessung und Überprüfung  

Beim Waldumbau wird der Wald so verändert, dass mehr Bäume gepflanzt werden und dadurch mehr CO2 gespeichert wird (CO2-Senkenleistungen). Das höhere Baumvolumen hilft, CO2 zu binden und reduziert Schäden durch Stürme oder Schädlinge. Zusätzlich wird die Ernte des Holzes durch das Projekt hinausgezögert, was zur CO2-Reduktion beiträgt. Zudem schützen die bestehenden Bäume die neu gepflanzten Setzlinge und spenden ihnen Schatten. 

Die Berechnungen basieren auf wissenschaftlichen Methoden und Daten des Waldes, um die bestmögliche Entwicklung vorherzusagen. Ein digitales Modell des Waldes hilft dabei, verschiedene Szenarien zu simulieren. Konkret wurden die Modellierungen gemäß der Methodik für Waldumbau des Wald-Klimastandards entwickelt und zertifiziert. Die Berechnung der Entwicklung des Holzvolumens basiert auf der Softwarebibliothek TreeGroSS von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Der Wald wurde basierend auf Betriebs- und Waldinventurdaten in einem digitalen Zwilling abgebildet und entsprechend der beschriebenen Szenarien und unter Bezugnahme zahlreicher Faktoren (wie Vorbestand, Zustand des Waldes mit Bestandsschichten, Baumarten mit Flächenanteilen, Alter, Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser am Standort, Waldbrandrisiko und vielen mehr) wurde seine Entwicklung bestmöglich modelliert.

Die Wirkung des Projekts wird durch den Vergleich der CO2-Bindung vor und nach dem Umbau regelmäßig und über einen Zeitraum von 30 Jahren gemessen. Das heißt, die Anzahl der CO2-Zertifikate eines Waldumbauprojektes ergeben sich aus der Differenz von Referenzszenario, also Ursprungsszenario bzw. Standardentwicklung, und dem Projektszenario. Bei Bedarf werden neue Bäume gepflanzt sowie die Maßnahmen angepasst. Ein Teil der CO2-Zertifikate (hier 15 Prozent) wird als Sicherheitspuffer in einen projektübergreifenden CO2-Puffer des Wald-Klimastandards zurückgehalten, um unerwartete Schäden auszugleichen. Durch die Stiftung eva erfolgt alle drei bis fünf Jahre ein unabhängiges Audit der Waldentwicklung und des Waldzustands. 

 

Dieses Projekt trägt zu 2 SDGs bei*

*Stand: Ende September 2024. Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist.

SDG 13 grünes Quadrat Maßnahmen zum Klimaschutz

Der Ausstoß von schädlichen Treibhausgasen wird durch das Projekt verringert und es wird zusätzlich CO2 aus der Atmosphäre gebunden.

SDG 1 hellgrünes Quadrat Leben an Land

Ein wertvoller Lebensraum für viele bedrohte Tier und Pflanzenarten leistet einen Beitrag zur Biodiversität. 

Situation ohne Projekt

Monokulturwald

Projektstandard

Partner

Logo Pina Earth

Projektnummer

7803

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