René Dobler, seit zehn Jahren können Gäste der Schweizer Jugendherbergen bereits klimaneutral übernachten. Man munkelt, die Idee wäre bei einem Bier geboren worden. Wie kam es dazu?
Sozusagen ja – die Idee entstand nach Feierabend bei einer lockeren Diskussion darüber, ob es mit wenig Aufwand möglich wäre, auch Übernachtungen in Jugendherbergen zu kompensieren. Fast so einfach, wie es uns schien, war es dann tatsächlich auch. Dass unser Konzept inzwischen weltweit bei den Jugendherbergen eingesetzt wird und nun schweizweit im Tourismus Schule machen soll, zeigt, wie gut diese Bieridee war. Und es steigert die ursprünglich erwartete Wirkung nochmals um ein Vielfaches.
Die Partnerschaft ist ein Erfolgsmodell und ist Vorreiter für das neue schweizweite Programm «Cause We Care» von myclimate. Wie sieht das Modell bei den Schweizer Jugendherbergen aus und was ist das Erfolgsgeheimnis?
Die Schweizer Jugendherbergen tun alles um den eigenen ökologischen Fussabdruck zu minimieren – seit dem Jahr 2000 haben wir den CO₂-Ausstoss von Warmwasserproduktion und Heizung beispielsweise mehr als halbiert. Den unvermeidbaren Rest-CO₂-Ausstoss können die Gäste freiwillig für lediglich 30 Rappen pro Logiernacht kompensieren. Darin ist bereits eine Verdoppelung der Kompensationskosten inbegriffen. Diesen Beitrag investieren wir in weitere Reduktionsmassnahmen bei den Jugendherbergen.
Das Erfolgsgeheimnis ist die Einfachheit im Buchungsprozess, die hohe Glaubwürdigkeit dank unserer eigenen Bemühungen und unseres Partners myclimate und ganz offensichtlich ist die Umwelt unseren Gästen ein Anliegen. Die Hälfte der Kompensationsgelder geht in ein Klimaschutzprojekt in Peru, die andere Hälfte in interne Massnahmen.
Was haben Sie bisher dank dieser Gelder umgesetzt?
Wir investieren die Mittel in nicht-wirtschaftliche CO₂-Reduktionsmassnahmen. Wir haben mehrere Solaranlagen gebaut, deren Ertrag wieder zurück in den Klimafonds fliessen, um wiederum neue Projekte zu finanzieren. Wir haben in allen Schweizer Jugendherbergen Wassersparmassnahmen umgesetzt und die veraltete Ölheizung in Davos durch eine Pelletsanlage ersetzt.
Zwei Drittel der Übernachtungen sind heute klimaneutral. Wieviel werden es in zehn Jahren sein?
Wir sind sehr zufrieden, wenn wir diesen Anteil halten können. Aktuell machen uns die Dritt-Buchungsplattformen etwas Schwierigkeiten, weil die meisten heute die Kompensation nicht vorgesehen haben.
Was sagen Sie, wenn Sie jemand fragt, was das besondere bei einer Übernachtung in einer Schweizer Jugendherberge ist?
Die Schweizer Jugendherbergen sind unvergleichbar – unsere Gäste erleben Einfachheit in höchster Qualität, Privatsphäre mit unkomplizierten Gemeinschaftserlebnissen, überall ein authentisches, regionales Angebot und zu guter letzt geniessen sie ohne schlechtes Gewissen die umweltfreundlichste Beherbergungsform.
Was ist Ihre Lieblingsjugendherberge und warum?
Es ist nicht einfach, mich auf eine zu beschränken. Aber wenn es sein, muss wähle ich die Jugendherberge Basel– mit ihrer Verbindung von historischem Fabrikgebäude und moderner Architektur und von Stadt und Grün verkörpert sie unsere Werte sowie unser Verhältnis zur Geschichte und zur Moderne am besten. Jede Nacht in Basel ist ein unvergessliches Erlebnis.
2007 wurde die Partnerschaft zwischen den Schweizer Jugendherbergen und myclimate offiziell gestartet. Die Verbindung aus globalem Engagement (klimaneutrale Übernachtungen durch die Unterstützung eines myclimate Klimaschutzprojektes) und lokalen Massnahmen war und ist immer noch eine Pionierumsetzung im Schweizer Tourismus. Sie ist ein massgebliches Vorbild für das im November 2017 neu vorgestellte Programm myclimate «Cause We Care».
Das Klimaengagement der Jugendherbergen erfreut sich bei den Besuchern hoher Akzeptanz: 58% der Übernachtungen waren im Jahr 2016 klimaneutral. Seit Beginn der Partnerschaft wurden mehr als 25'000 Tonnen CO₂ kompensiert.