Autor: Moritz Bandhauer, myclimate
Die Balteschwiler AG hat eine industrielle Wärmepumpe installiert – und spart mit Unterstützung des myclimate-Förderprogramms jährlich rund 80 Tonnen CO₂. Die Investition in erneuerbare Prozesswärme wird dadurch wirtschaftlich tragbar und stärkt zugleich die klimafreundliche Produktion.
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Die Balteschwiler AG aus Laufenburg wurde 1791 gegründet und ist schweizweit einer der ältesten Holzverarbeiter. Der Wunsch nach mehr Verantwortung im Bereich Klimaschutz sowie einschneidende Veränderungen auf dem Strommarkt veranlassten den Betrieb bereits 2019, eine sehr grosse, 3 MWp starke PV-Anlage auf den Dächern der Produktionshallen zu installieren. Auf der Suche nach einer ebenfalls erneuerbaren und unabhängigen Wärmeerzeugung war der Wunsch nach mit Solarstrom betriebenen Wärmepumpen deshalb naheliegend.
Klimafreundlicher Heizungsersatz für Prozesswärme (mit Wärmepumpe)
Viel Wärme benötigt der Holzverarbeitungsbetrieb vor allem für das Verleimen von Holzelementen. Damit der Leim die zum Teil mehrere Tonnen schweren Platten zuverlässig zusammenhält, braucht er bestimmte konstante Voraussetzungen in der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Das grosse Volumen der Produktionshalle, in der die Platten verleimt werden, erfordert deshalb Wärmepumpen mit hoher Leistung.
Solche industriellen Wärmepumpen sind im Vergleich zu fossilen Heizsystemen mit Öl oder Gas noch immer klar teurer und damit unwirtschaftlich für viele Betriebe. Dank des «Förderprogramms für nachhaltige Prozesswärme in der Industrie» der Stiftungen myclimate und KliK und des selbst produzierten Solarstroms konnte die Balteschwiler AG die Unwirtschaftlichkeit soweit reduzieren, dass die Installation einer 120 kW(thermisch) starken Luft-Wasser-Wärmepumpe von der Firma Ochsner finanziell tragbar wurde. Seit November 2024 spart der Schweizer Traditionsbetrieb jährlich rund 30’000l Heizöl und reduziert damit knapp 80 Tonnen CO2 im Vergleich zur vorherigen Ölheizung.
Der Betrieb der Wärmepumpen ist seit der Inbetriebnahme problemlos, die Wärmeproduktion ist verlässlich und ermöglicht der Balteschwiler AG somit nicht nur eine erneuerbare, sondern auch eine lückenlose industrielle Produktion.
Markus Fuhrer, CEO der Balteschwiler AG
Früher Planungsbeginn – erneuerbare, industrielle Produktion
Markus Fuhrer, CEO der Balteschwiler AG, empfiehlt anderen Industriebetrieben auf dem Weg zu mehr Klimaschutz: “Der Heizungsersatz sollte möglichst früh geplant und der Wärmebedarf bestehender Gebäude analysiert werden”. Ebenfalls zentral war das frühzeitige Hinzuziehen eines technischen Beraters. Dies ermöglichte Markus Fuhrer eine rasche Entscheidung hin zum passenden Wärmepumpensystem und verhalf zu einer reibungslosen Inbetriebnahme. Die Umstellung auf eine Wärmepumpe bedeutete aufgrund der grosszügigen Platzverhältnisse des Holzverarbeitungsbetriebs kaum Aufwand, meint der CEO. Er fügt hinzu: «Der Betrieb der Wärmepumpen ist seit der Inbetriebnahme problemlos, die Wärmeproduktion ist verlässlich und ermöglicht der Balteschwiler AG somit nicht nur eine erneuerbare, sondern auch eine lückenlose industrielle Produktion.» Klimaschutz im Industriesektor ist also möglich.
Der Heizungsersatz sollte möglichst früh geplant und der Wärmebedarf bestehender Gebäude analysiert werden.
Markus Fuhrer, CEO der Balteschwiler AG
Ganzheitlicher Klimaschutz im Industriesektor möglich
Um nachhaltige Entwicklungen allgemein noch mehr voranzutreiben, wünscht sich Markus Fuhrer, dass bei Ausschreibungen öffentlicher Bauten die ökologische Ausrichtung von Betrieben im Bausektor ein Vergabekriterium wird. Damit werden Bestrebungen hin zu mehr Klimaschutz schon früh angegangen und belohnt. Bei der Balteschwiler AG finden klimafreundliche Bestrebungen ebenfalls an mehreren Fronten statt: Der Holzverarbeiter möchte seine Fahrzeugflotte vollständig elektrifizieren. Dazu gehören auch Partnerunternehmen im Transport, welche bereits mit E-Lastwagen fahren. Dank der grossen PV-Anlage von Balteschwiler ist dafür jederzeit genügend Ladestrom vorhanden.
Was ist der Unterschied zwischen Komfortwärme und Prozesswärme?
Heizungen in Wohnhäusern produzieren sogenannte Komfortwärme, also Raumwärme, welche für eine angenehme Wohntemperatur für die Bewohnenden sorgt. Heizungen im Bereich der Komfortwärme sind in der Regel eher leistungsarm, da sie nur kleine Räume beheizen und tiefere Temperaturen erreichen müssen.
Industrielle Prozesse wie (z.B.) Dampfprozesse in der Lebensmittelindustrie, Galvanisierungsprozesse für Batterien, die Beheizung von Gewächshäusern oder – wie im Beispiel der Balteschwiler AG gezeigt – das Verleimen von Bauteilen, brauchen vergleichsweise höhere Heizleistungen, oftmals höhere Temperaturen und sind aus Wirtschaftlichkeitsgründen auf eine konstante und zuverlässige Wärmelieferung angewiesen. In diesen Fällen spricht man von Prozesswärme.
Im «Förderprogramm für nachhaltige Prozesswärme in der Industrie» wird der Heizungsersatz dann gefördert, wenn es sich um Prozesswärme handelt. Also um Wärme, die benötigt wird, damit die industrielle Produktion durchgeführt und aufrechterhalten werden kann.