Klimabildung bei der Zweifel Pomy-Chips AG

Projektleiterin Michèle Fasnacht aus dem myclimate Bildungsteam hatte die Ehre die Führungskräfte der Zweifel Pomy‑Chips AG zum Thema Klimaschutz zu schulen. Im Rahmen des myclimate Angebots «Bildungsportfolio für Unternehmen» können Fach- und Führungskräfte gezielt Wissen und Kompetenzen zu den Themen Klimawandel und Klimaschutz erwerben sowie entsprechende Massnahmen im Unternehmen umsetzen. Im Interview mit myclimate erklärt Cédric Baier (Leiter Nachhaltigkeit), weshalb Klimabildung für die Zweifel Pomy-Chips AG wichtig ist, welche konkreten Nachhaltigkeitsmassnahmen intern bereits umgesetzt wurden und welche Herausforderungen auf dem Weg zu Netto-Null noch zu meistern sind.

myclimate: Wer bei euch im Betrieb ist verantwortlich für das Thema Weiterbildungen zum Klimaschutz? 

Cédric Baier: Weiterbildung – sowohl im fachlichen als auch im persönlichen Bereich – hat in unserem Unternehmen generell einen hohen Stellenwert. Daher haben wir zum Beispiel eine Lernplattform eingerichtet, auf der wir den Mitarbeitenden spezifische Module zur Verfügung stellen können. Die Verantwortung für die Schulung von Nachhaltigkeitsthemen liegt bei mir. Für mich war von Anfang an klar, dass wir mittelfristig auf vielen Ebenen Schulungen zur Nachhaltigkeit durchführen werden. Die Vermittlung von Kontext zu unseren Dekarbonisierungsprojekten, also eine Umschau zu Ursachen und Folgen des Klimawandels sowie zur regulatorischen Landschaft, hat letztes Jahr den Anfang gemacht. 

 

Welche langfristigen Ziele verfolgt euer Unternehmen im Klimaschutz? 

Unser Fokus liegt derzeit auf dem Bau einer fossilfrei betriebenen Chips-Fabrik und auf der Elektrifizierung der Frisch-Service Lieferwagen. Langfristig haben wir die Vision Netto Null inkl. Scope 3. Wir haben das Glück, dass sich unsere wichtigsten Lieferanten bereits von sich aus auf den Weg gemacht haben. Mit ihnen pflegen wir einen fruchtbaren Austausch, vor allem auch hinsichtlich Datenaustausch. Dekarbonisierungsmassnahmen sind gut, eine systemische Wirkung kann sich jedoch erst entfalten, wenn die Reduktionsleistungen aller Stakeholder durch die ganze Lieferkette durchgereicht werden können.  


 
Wo siehst du die grösste Herausforderung bei euch im Unternehmen auf dem Weg zu Netto-Null? 

Im Scope 3 haben wir FLAG-Emissionen. Die Anpassung der landwirtschaftlichen Verfahren wird anspruchsvoll. Wir wollen unseren Kartoffelbauern und  -bäuerinnen auf keinen Fall mehr Bürokratie aufhalsen. Was am Ende zählt, ist die echte Reduktionsleistung. Unsere Hausaufgaben im Scope 2 haben wir gemacht. Mit dem Bezug von 100% Strom aus Schweizer Wasserkraft sind diese Emissionen nahe bei Null. 
 
Die beiden grossen Brocken im Scope 1 sind bei uns die Produktion und die Logistik. In der Produktion geht es darum, das Frittieröl fossilfrei auf die Grössenordnung von 200°C zu heizen – kein einfaches Vorhaben, aber wir haben es uns als ambitioniertes Ziel gesetzt. Unser Favorit ist die Wärmerückgewinnung aus dem Brüden in Kombination mit Höchsttemperaturwärmepumpen. Leider gibt es noch keine Wärmepumpen, welche das geforderte Temperaturniveau bereitstellen können. 
 
Unsere Frisch-Service Flotte besteht aus etwa 130 Lieferwagen (3.5 t). Der Markt bietet genau in diesem Fahrzeugsegment noch keine echten Alternativen, welche genügend Nutzlast und Reichweite bieten. Mit der Umstellung unserer Dienstfahrzeuge – das sind ca. 50 PWs – haben wir auf freiwilliger Basis bereits begonnen. Ab 2026 werden wir keine Verbrenner-PWs mehr beschaffen.  


 
Wie war das Vorwissen und die Sensibilität eurer Mitarbeiter*innen bezüglich den Themen Klimawandel, Klimaschutz und eigene Einflussmöglichkeiten? 

Die drei Ebenen, die wir schulen durften, waren der Verwaltungsrat, die Geschäftsleitung und alle Abteilungsleiter:innen. Bei ihnen wird ein Grundwissen vorausgesetzt und das ist auch vorhanden, dennoch sind die Ausgangslagen bei den Menschen in diesem Thema noch sehr unterschiedlich. Alle bringen ihre eigenen Ansichten mit, ihre persönlichen Einstellungen und Lebensstile. Da der Klimawandel alles betrifft, was wir kennen, ist ein Umgang im Sinne eines losgelösten, fachlichen Themas, das man nur auf der Arbeit hat, nicht möglich. Man muss alle dort abholen, wo sie rational und emotional gerade sind. Das ist der Grund, weshalb ich Präsenzschulungen zumindest für den Erstkontakt mit der Materie bevorzuge. Die anschliessenden, jährlichen Refresher haben dann gut in einem kompakten e-Learning Platz. 


 
Wie hat die Schulung bei der Erreichung eurer Ziele geholfen?  

Im Management haben wir nun ein gemeinsames Verständnis, eine gemeinsame Sprache, kennen die standardisierten Begriffe und Konzepte. Auf dieser Stufe ist die interne Kommunikation über die Dekarbonisierung mittlerweile gleich normal wie eine Diskussion über das Mittagessen. Es gibt natürlich verschiedene Präferenzen und verschiedene Geschwindigkeiten, aber essen will jede und jeder. Nun gilt es, dieses Mindset auch an der Basis zu verankern. 


 
Inwiefern hat sich die Unternehmenskultur im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz verändert? 

Wir pflegen sechs Unternehmenswerte, die Nachhaltigkeit ist einer davon. Die Dekarbonisierungsprojekte und die interne Kommunikation dazu laufen auch schon länger. Die Schulung war deshalb kein Eisbrecher, sondern eine Vertiefung und Vereinheitlichung des Wissensstandes. In unserer gesunden, offenen Firmenkultur kann die Nachhaltigkeit im Allgemeinen und das Netto Null Ziel im Speziellen gut gedeihen. Unsere Bildungsreise hat jedoch erst angefangen. Damit die Transformation gelingt, müssen sich alle Mitarbeitenden damit auseinandersetzen. 

 

Wie war das Feedback seitens der Mitarbeiter*innen zum Workshop? 

Sehr gut, mit den Ausprägungen, dass die Leute viel gelernt haben oder in einem Fall auch gar nichts, da die Person schon vorher alles gewusst habe. Einzelne wurden von der Wucht des Problems erschlagen, die Mehrheit konnte jedoch die Aufbruchstimmung mitnehmen und verliess den Saal optimistisch. Die Frage, ob die Schulung konkrete Auswirkungen auf die jeweiligen Teams und Prozesse habe, wurde naturgemäss ebenfalls ganz unterschiedlich beurteilt. Der Konsens der Führungskräfte, dass nun sukzessive weitere Teams und Schlüsselfunktionen geschult werden sollten, zeigt, dass wir an eine ernsthafte Transformation des Unternehmens glauben. 


 
Wem würdet ihr die Teilnahme empfehlen? 

Langfristig muss sich jedes Unternehmen mit der Realität des Klimawandels auseinandersetzen, viele spüren die Auswirkungen schon heute stark. Alle Branchen stehen vor grossen Veränderungen. Folgerichtig macht es für alle Unternehmen Sinn, die Transformation aktiv anzugehen.

 
 
Was hat dich am meisten überrascht?  

Die Schulungsleiter:innen von myclimate beherrschen den Spagat zwischen kurzweiligen, methodisch vielfältigen Erklärungen mit Auflockerungen und können dann eben auch auf pointierte und sachlich schwierige Fragen von Verwaltungsräten Antwort geben, ohne die Fragenden blosszustellen oder die Ernsthaftigkeit zu verlieren. 


 
Was nimmst du persönlich aus der Schulung mit? 

Es lohnt sich, solche Schulungen auf jede Zielgruppe separat auszurichten. Ich habe bei den Menschen nur eine Chance für den Einstieg in die tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema. Darum werde ich den Aufwand weiterhin auf mich nehmen, die Anteile an spielerischem Annähern, naturwissenschaftlichen Grundlagen, politischen Entwicklungen und vor allem den Bezug zur eigenen Unternehmensstrategie für jede Schulung neu zu beurteilen. Klimaschulungen sind nicht mehr einfach Klimaschulungen. Klimaschulungen sind heute essenzielle Kultur-, Risk- und Strategieschulungen. 

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