Christo, du giltst als der «Vater der Mikroabenteuer» im deutschsprachigen Raum? Was versteht man unter Mikroabenteuern?
Mikroabenteuer sind Abenteuer, es geht also auch bei ihnen um ein Raus aus der Komfortzone, rein ins Ungewisse, ums Entdecken. Aber Mikroabenteuer erfordern keinen großen Aufwand. Es sind Abenteuer, die wir umsetzen können, ohne viel Urlaub, Geld oder Profi-Ausrüstung zu haben. Es sind die Abenteuer, die vor unserer Haustür liegen.
Inwiefern können Mikroabenteuer Menschen ansprechen, die besondere Erlebnisse suchen, dafür zum Beispiel aus Sensibilität für den Klimaschutz aber nicht weit reisen wollen?
Es hilft, Abenteuer weniger an dem Ort, an dem sie stattfinden, festzumachen, sondern an unserer eigenen Haltung. Wenn wir bereit sind, wirklich minimalistisch unterwegs zu sein, vielleicht sogar dem Zufall die Führung überlassen, können wir an jedem noch so unspektakulären Wegesrand Außergewöhnliches erleben. Ich stelle gerne ein paar Regeln auf, um mich herauszufordern. Bei meinen Mikroabenteuern nutze ich zum Beispiel nie ein Auto und natürlich auch kein Flugzeug, öffentliche Verkehrsmittel erlaube ich mir. Da bist du schon beim Planen, wenn du denn planst, schnell in einer Art Expeditionsmodus.
Du sagst, die Abenteuer beginnen quasi vor unserer Haustür. Survival-Skills sind nicht nötig. Kannst du uns ein gutes Einsteigerabenteuer empfehlen?
Ich liebe es, draußen unter freiem Himmel zu schlafen, in der Hängematte oder auf dem Boden. Wild zelten darfst du ja nicht, aber Ausruhen, auch über Nacht, ist okay, wenn du nicht in einem Naturschutzgebiet oder auf Privatgrund bist. Für Viele ist das Draußenschlafen mit Ängsten verbunden und deshalb eine gar nicht so kleine Herausforderung. Es ist aber unglaublich simpel. Und es verbindet uns sehr mit der Natur. Es kann aber auch schon ein schönes Mikroabenteuer sein, zwei Stunden vor Sonnenaufgang zu Hause loszuwandern, um live dabei zu sein, wenn der Tag beginnt, wo auch immer. Im Sommer schafft man es dann vielleicht sogar noch rechtzeitig zu Arbeitsbeginn zurück.
Was hat dich dazu bewegt, dein Leben zu verändern und den Fokus auf mehr Zeit draußen zu legen?
Begonnen hat dieser Prozess mit einer Tour, die ich als mein erstes richtiges Mikroabenteuer betrachte. Ich bin damals spontan über Nacht über 300 Kilometer mit dem Fahrrad von Hamburg nach Berlin ans Brandenburger Tor gefahren, um mit einem alten Freund zu frühstücken. Ich war nur ewig keine längeren Strecken mehr gefahren. Direkt nach dem Frühstück bin ich mit Rad und Bahn wieder zurück. Diese Erfahrung und all die anderen Mikroabenteuer danach haben mir erstens gezeigt, wie wichtig die Natur für mich ist, und zweitens, wie viel ich verändern kann, wenn ich konsequent versuche, das Beste aus dem zu machen, was ich habe, da wo ich bin, also nach Möglichkeiten zu suchen. Es ist verrückt, wie viele Fenster da auf einmal aufgehen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Was sind aus deiner Sicht Quickfixes für ein gesünderes, klimafreundlicheres Leben?
Ich halte es für unglaublich wichtig, viel draußen zu sein, um unsere Verbindung zur Natur zu erneuern. Nur wenn das gelingt, werden wir ihr dauerhaft auf Augenhöhe begegnen, sie als gleichwertiges Gegenüber sehen, nicht nur als Kulisse, Bühne oder Ressourcenlieferantin. Ganz konkret auf das Abenteuererleben bezogen würde ich sagen: mehr Wandern, Radfahren und Paddeln und nicht ständig motorisiert durch die Gegend fahren.
Zu guter Letzt: Welche Abenteuer warten 2024 auf dich?
Zuletzt habe ich mich mit dem Stand-up-Paddleboard acht Wochen lang von der Zugspitze bis nach Sylt durchgeschlagen, die Nächte in meiner Hängematte geschlafen. Dieses Jahr sind wieder kleinere Abenteuer dran. Ich will zum Beispiel mit dem Rad von München nach Venedig und einmal rund um Hamburg wandern. Außerdem habe ich viele noch nicht ganz zu Ende gedachte Ideen, aus denen mit Sicherheit das eine und andere schöne Erlebnis entstehen wird. Ich bin ehrlich gesagt kein Freund von Bucketlists.
Die aktuelle Folge von Christos Podcasts FREI RAUS gibt es hier: https://freiraus.podigee.io/
Lesetipp: Wärmstens zu empfehlen ist auch das neue Buch von Christo Foerster. Es heisst «Am besten draussen» und zeigt auf, wie wir noch mehr Natur in unser Leben bringen können.