Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind heutzutage nicht nur in aller Munde, sie sind auch zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen geworden. Viele Firmen sind daher bestrebt, ihr Nachhaltigkeitsbemühungen möglichst offen und transparent zu kommunizieren. In diesem Zusammenhang kursieren zahlreiche Begriffe wie Greenwashing, Greenwishing oder Greenhushing. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesen Ausdrücken und wie hängen sie mit Klimaschutzmassnamen von Unternehmen zusammen? In diesem Artikel definieren wir diese Begriffe und bieten praktische Tipps, wie echtes nachhaltiges Engagement erkannt und gefördert werden kann.
Greenwashing, auf Deutsch auch oft «Grünfärberei» genannt, liegt vor, wenn Produkte oder Verhaltensweisen als umweltfreundlicher dargestellt werden, als sie eigentlich sind. Darunter fallen insbesondere Nachhaltigkeitsversprechen, die übertriebene, falsche oder irreführende Aussagen enthalten. Daher kann oftmals erst nach genauerem Hinschauen zwischen Greenwashing und echtem Umweltengagement eines Unternehmens unterschieden werden.
Es gibt sieben verschiedene Arten des Greenwashings:
Der Begriff Greenwishing wird verwendet, wenn eine Täuschung betreffend Nachhaltigkeitsengagement ohne Intention, sprich nicht absichtlich geschieht. Meistens ist dabei der Wunsch zur mehr Nachhaltigkeit eines Unternehmens wahrhaftig und damit erstmal positiv zu bewerten. Oft werden dabei aber Nachhaltigkeitsmassnahmen aufgrund fehlenden Wissens oder mangelnder Prüfung als grösser dargestellt, als der Effekt tatsächlich ist. Oder die gewünschten Veränderungen scheitern anderweitig in der Umsetzung. Getrieben vom Druck, ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele zu setzen, können Unternehmen sich beispielsweise zu Zielen verpflichten, die sie realistischerweise nicht erreichen können. Gründe für das Scheitern können finanzielle, technologische oder organisatorische Beschränkungen sein.
Der alleinige Wunsch nach Nachhaltigkeit reicht also nicht aus, um wirklich nachhaltig zu handeln. Im Gegenteil: Solche leeren Versprechen können täuschen und ähnliche Probleme wie Greenwashing verursachen.
Greenhushing bezieht sich im Gegensatz zu Greenwashing auf das bewusste Zurückhalten von Nachhaltigkeitskommunikation, obwohl Nachhaltigkeitsmassnahmen durchgeführt werden. Dies geschieht oft aus Angst vor negativen Reaktionen und Greenwashing-Vorwürfen. Zwar schützt Greenhushing vor allfälligen kritischen Betrachtungen, jedoch versäumen Unternehmen so zum offenen Dialog über Klimaschutzmassnahmen beizutragen. Dies kann im Endeffekt dazu führen, dass andere Akteure nicht von ihrem Wissen zu Klimaschutzmassnahmen profitieren können und damit weitere Nachhaltigkeitsbestrebungen langsamer stattfinden. Auch können Unternehmen so niemanden inspirieren, ebenfalls Massnahmen zu ergreifen.
Anders als Greenwashing bezieht sich Bluewashing nicht auf ökologische Aspekte sondern auf die sozialen Massnahmen eines Unternehmens. Bluewashing bezeichnet die Praxis, sich übermässig sozial verantwortlich und ethisch darzustellen. Oft nutzen Unternehmen dabei symbolische Aktionen oder oberflächliche Massnahmen, um ihr Image zu verbessern, ohne die tatsächlich versprochenen substanziellen Veränderungen zu erzielen. Ein Beispiel wäre die Arbeitsbedingungen als besser darzustellen, als sie eigentlich sind, um das eigene Image aufzubessern.
Nachhaltigkeitskommunikation ist herausfordernd und sollte glaubwürdig, verständlich und differenzierend sein. Dies erfordert viel Fingerspitzengefühl und Fachwissen. Folgende fünf Grundregeln helfen, trotz hohem Komplexitätslevel erfolgreich über die eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen zu sprechen.
1. Konsistente Aussagen treffen: Geäusserte Aussagen sollen zusammenpassen und kongruent sein.
2. Aufmerksamkeit des Publikums binden: Mit einer richtigen Mischung aus Inhalt, Spannung, Storytelling und Humor lässt sich die Aufmerksamkeit des Publikums ergattern. Auch das Anerkennen von Schwächen erhöht die Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit des Publikums.
3. Botschaften prüfen und testen: Botschaften sollten geprüft, getestet und ans jeweilige Zielpublikum angepasst werden. Der Inhalt sollte dabei nicht an Konsistenz verlieren.
4. Tonfall, Wort- und Bildwahl beachten: Die Wahl der richtigen Kommunikationsmittel kann einen beabsichtigten Effekt verstärken.
5. Mängel vermeiden: Eine klare Kommunikation sollte oberstes Ziel sein. Deshalb sollte Klimakommunikation inhaltlich widerspruchsfrei sein.
Falls Labels genutzt werden, sollte vorrangig geprüft werden, dass diese seriös und vertrauenswürdig sind.
Aktuell (Stand Juli 2024) ist Greenwashing weiterhin ein aktuelles und wichtiges Thema in der Schweiz und wird in den Medien oft diskutiert. So gerieten mehrere Unternehmen 2023 aufgrund diverser Versprechungen und Aussagen zur «Klimaneutralität» in die Kritik und wurden deswegen vom Schweizerischen Konsumentenschutz für unlauteren Wettbewerb kritisiert.
Um solche Fälle in Zukunft zu verhindern, hat die Schweiz bereits mehrere Massnahmen ergriffen, um die Transparenz von Umweltangaben zu erhöhen.
1. Gesetzliche Änderungen: Mit der Änderung des CO2-Gesetzes und des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) hat die Schweiz u.a. explizite Massnahmen gegen Greenwashing eingeführt. Ab dem 1. Januar 2025 wird es unlauter sein, falsche oder unbelegte Aussagen über den Klimaeinfluss von Produkten oder Dienstleistungen zu machen. Unternehmen müssen dann alle Umweltangaben durch objektive und überprüfbare Daten belegen können. Diese Regelung betrifft nicht nur grosse Unternehmen, die Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen müssen, sondern auch freiwillige Angaben und Werbeaussagen.
2. Plattform zur Meldung von Greenwashing: Die Schweizer Konsumentenschutzorganisation hat eine Plattform eingerichtet, auf der Verbraucher verdächtige Fälle von Greenwashing melden können. Dies soll die Durchsetzung der neuen Regelungen unterstützen und Verbraucherrechte stärken (Quelle: Konsumentenschutz Schweiz).
Mit neuen Richtlinien und Regulierungen versucht die EU, vielfach verbreitetes Greenwashing zu bekämpfen und verlässliche Umweltinformationen zu fördern.
Quellen:
KPMG: Greenwashing, greenhushing and greenwishing: Don’t fall victim to these ESG reporting traps
ZHAW: Greenshushing als strategisches Schweigen
Klimafakten: Über Klima sprechen
Gabler Wirtschaftslexikon: Bluewashing
admin.ch: Bundesrat stellt Fortschritte der Finanzbranche bei Verhinderung von Greenwashing fest
Beobachter: EU verbietet Greenwashing – und die Schweiz?
MME: ESG: Schweiz beschliesst Verbot des Greenwashing
Institutional Money: Greenwashing: Schweiz entscheidet sich für Selbstregulierung
Green Circle: Problem Greenhushing: Pioniere feiern hilft