Projekttyp: Biomasse , Pflanzenkohle
Projektstandort: Huila, Antioquia und Santander, Kolumbien
Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich
Jährliche Emissionsreduktion des gesamten Projekts: ca. 3‘000 Tonnen CO₂e
Dieses Klimaschutzprojekt in Kolumbien entfernt CO2 aus der Atmosphäre, indem lokale Holzreste von Kaffeefeldern in Form von Pflanzenkohle langfristig im Boden gespeichert werden. Pflanzenkohle verbessert zudem die Bodenfruchtbarkeit, steigert die Ernteerträge und erhöht die Wasserspeicherkapazität.
In Kolumbien werden traditionsgemäss grosse Mengen Kaffee angebaut. Bei der Pflege der Kaffeebäume fällt viel Schnittgut an, das unkontrolliert verbrannt oder liegen gelassen wird. Um die Abfälle sinnvoll zu verwenden und gleichzeitig CO2 langfristig zu binden, wurde dieses Projekt ins Leben gerufen, das mit mehreren hundert Bauernbetrieben in den Departementen Huila, Antioquia und Santander zusammenarbeitet. Das Projekt verbessert die wirtschaftliche Situation der Bäuer*innen, die oft von Armut bedroht sind und sich nur schlecht im Kaffeemarkt behaupten können. Sie werden geschult, und können so die Holzreste in qualitativ hochwertige Pflanzenkohle (Biochar) umwandeln. Diesen Vorgang nennt man Pyrolyse.
Wie funktioniert Pyrolyse?
Pyrolyse bezeichnet die thermische Umwandlung von Biomasse unter Ausschluss von Sauerstoff. Dabei verkohlt das Material zu einer schwammartigen, porösen Kohlenstoffstruktur, während die volatilen Komponenten als energiereiches Gas sauber zu CO2 verbrannt wird. Die pyrolysierten Holzreste werden mit Kompost vermischt und in den Boden ausgebracht. Kohlenstoff bleibt so permanent im Boden gespeichert. Im Rahmen des Projekts wird eine eigene Pyrolyseanlage entwickelt, die den Bedürfnissen der Region entspricht und von Farm zu Farm transportiert werden kann. Dank smarter Technologie kann das Monitoring weiter digitalisiert werden, indem die Temperatur laufend aufgezeichnet wird.
Zusätzliche Benefits des Projekts
Die in den Boden eingebrachte Pflanzenkohle verbessert zusätzlich die Nährstoffversorgung. Das verbessert die Bodenqualität, womit rund 30 Prozent weniger Düngemittel eingesetzt werden müssen, was die Umwelt schont und Geld spart. Zudem verbessert sich die Wasserspeicherkapazität des Bodens, wodurch häufiger werdende Dürreperioden besser überstanden werden können. Die Pflanzenkohle kann zusätzlich zur CO2-Bindung Emissionen im Kaffeeanbau reduzieren und Bodenkohlenstoff stabilisieren. Dank Pflanzenkohle im Boden und im Kompost werden weniger Nährstoffe ausgewaschen und landen somit nicht in den Gewässern. In anderen Worten werden dank dem Projekt Abfälle aus der Kaffeeproduktion kompostiert und in die Pflanzenkohle eingebunden, anstatt als Stickstoff in den Gewässern zu landen.
Additionalität und Richtlinien
Das Projekt ermöglicht den Bäuer*innen, die zusätzliche Senkenleistung von Pflanzenkohle zu nutzen und dafür eine faire Entschädigung für ihre Arbeit zu erhalten. 60 Prozent der Einnahmen fliessen an die Produzent*innen vor Ort. Ohne dieses Projekt würde die Biomasse entweder verrotten oder sofort verbrannt werden, wodurch keine Kohlenstoffsenke entstehen würde. Für die Produktion darf ausschliesslich Holz aus dem Rückschnitt der Kaffeeplantagen verwendet werden, und die Menge pro Fläche ist streng limitiert.
Projektpartner und Projektstandard
Der Projektentwickler und exklusive Projektpartner von myclimate, Cotierra, ist ein junges Zürcher Startup mit der Mission, landwirtschaftliche Lieferketten zu dekarbonisieren, indem Kohlenstoff im Boden gebunden wird. Gemeinsam mit dem lokalen Partner Carcafe wurde dieses innovative, dezentralisierte Pflanzenkohleprojekt entwickelt, um eine langfristige Entfernung von CO2 (permanent carbon dioxide removal, CDR) zu fördern. Die dabei angewandte Methodologie heisst «Global Artisan C-Sink». Cotierra garantiert ethische Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und eine faire Behandlung. Die Landwirt*innen haben Zugang zu einer WhatsApp-Hotline, über die sie Bedenken bezüglich der Arbeitsbedingungen, der Umweltauswirkungen oder sozialer Probleme melden können.
Monitoring, Wirkungsmessung und Überprüfung
Jeder Schritt der Pflanzenkohleproduktion und -anwendung wird von einem Aufsichts- und Managementteam digital überprüft, begleitet und registriert. Mittels Smartphone App werden diese Schritte durch georeferenzierte Fotos dokumentiert und in einer CSI-akkreditierten Software gespeichert. Die Tracking-App gewährleistet die zuverlässige Nachverfolgung und Transparenz der Lieferkette. Weitere Informationen siehe unter «Dokumentation».
Warum braucht es Carbon Removals?
Negative Emissionen werden inzwischen als notwendig für die Erreichung der Klimaziele von Paris erachtet. Auf dem Klimapfad, auf dem wir uns befinden, reicht die Zeit nicht mehr aus, um nur durch das Reduzieren und Vermeiden von CO2-Emissionen die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ausreichend schnell stabilisieren.
*Stand: April 2025. Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist.
Zusatzeinkommen für mehrere hundert Bauernfamilien
Saubere Verwertung von Abfallbiomasse ohne Luftschadstoffe oder Treibhausgase
Zugang für Frauen zu Schulungsprogrammen und Führungspositionen
Schaffung zusätzlicher Beschäftigungsmöglichkeiten in Anlagenwartung, Logistik, Schulung und Monitoring
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bäuer*innen
Geschlossene Kreisläufe und mehr Kohlenstoff im Boden
Bindung von ca. 3’000 Tonnen CO2e pro Jahr
Bessere Wasserqualität durch Vermeidung von Nährstoffauswaschung
Schulung der Landwirt*innen zu Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle, Bodengesundheit, Mikroorganismen und Kompostierung
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