Landschaftsrenaturierung in Äthiopien

Projekttyp: Landnutzung und Wald

Projektstandort: Äthiopien, Tembien-Hochland (Region Tigray)

Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich

Jährliche Emissionsreduktion des gesamten Projekts: 28'595 t (Vintage 2022)

Dieses Klimaschutzprojekt steigert durch Wiederbewaldung, Agroforstwirtschaft und Ökosystemdienstleistungen das Haushaltseinkommen landloser Bauern und Kleinbäuerinnen, die in den ländlichen Dörfern des Hochlands Nordäthiopiens (Region Tigray) leben. Das Projekt, das von der Organisation EthioTrees umgesetzt wird, stellt nicht nur die Vegetation und die Speicherung von Kohlenstoff im Boden wieder her, sondern fördert auch die Biodiversität, und die Grundwasseranreicherung. 

Das nordäthiopische Hochland, das sich im nördlichsten Teil des afrikanischen Monsungebiets befindet, ist besonders anfällig für Bodendegradation und klimatische Veränderungen. Die Rinderdichte ist hoch und die Hänge sind steil, was zu einer erheblichen Verschlechterung des Bodens führt. Die überwiegende Mehrheit der Bäuer*innen sieht denn auch den mangelnden Zugang zu Trinkwasser als Hauptproblem für ihren Lebensunterhalt an – eine Folge des degradierten Landes.  
 
Auf der Grundlage jahrzehntelanger wissenschaftlicher Forschung in diesem Gebiet setzt das Projektteam ein integriertes Einzugsgebietsmanagement um, das sich als Schlüssel zur Wiederherstellung von Ökosystemen erwiesen hat. Durch verbesserte Bewirtschaftungstechniken, Boden- und Wasserschutz sowie Qualitätsaufforstungen kann die Kohlenstoffbindung im Boden in Zukunft erhöht, das Grundwasser angereichert und die Existenzgrundlagen verbessert werden.   

Meine Felder befinden sich direkt unterhalb des EthioTrees-Walds in Meam Atali. Früher lieferten die Quellen im Tal nur während der ersten Monate der Trockenzeit Grundwasser. Seit zwei Jahren wird wieder Grundwasser neu gebildet. Jetzt kann ich das ganze Jahr über bewässern.

Nugus Gebremariam, Bauer in Meam Atali 

 

Lösung  

Wie erreichen wir das Ziel des Projekts? Erstens durch die Förderung der Wiederherstellung der Waldökosysteme auf grossen und stark degradierten Hängen, auf denen die Weidehaltung ausgeschlossen ist; zweitens durch die Speicherung von Kohlenstoff und Wasser in den geförderten Wäldern; drittens durch die Unterstützung der Entwicklung von Ökosystemdienstleistungen, die eine höhere Verfügbarkeit von Grünwasser, Honigproduktion und Weihrauch-(Öl-)Produktion für landlose Bäuer*innen umfassen. Diese erzielen deutlich weniger Einnahmen aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse und von Vieh als Bäuer*innen mit Land.

Bienen sind mein Leben. Honig ist mein Einkommen.

Balga Tesfay, Imker 

Die Mitglieder der Gemeinde sind in verschiedene Tätigkeiten involviert, mit denen Einkommen generiert wird. Das Projekt umfasst den Aufbau von Kapazitäten zur Pflege von Setzlingen in Baumschulen der Gemeinde und zum anschliessenden Pflanzen und Schützen der Setzlinge. Darüber hinaus zielt das Projekt auch darauf ab, Frauen und junge Erwachsene mithilfe von zusätzlichen Initiativen zur Existenzsicherung auszubilden, um ihren Ernährungs-, Finanz- und Energiebedarf zu decken. Zu diesen Initiativen gehören Bienenzucht, Weihrauchernte, Agroforstwirtschaft und Futterproduktion. Die Einheimischen werden darin geschult, Gras nachhaltig zu ernten, indem sie ein «Cut and Carry»-System anwenden. Das Gras wird dann unter den Mitgliedern der Gemeinschaft aufgeteilt, um das Vieh damit zu füttern, anstelle dieses weiden zu lassen. 

Ich habe nur Positives über EthioTrees zu berichten. Sie lassen uns entscheiden, wie wir unseren Boden am besten nutzen. Früher wurde diese Gegend als Weideland und für den Kohlenabbau genutzt. EthioTrees hat in der Nähe Teiche angelegt, wodurch die Arbeitslast der Frauen bedeutend verringert wurde. Als die Gemeinde mit Problemen konfrontiert wurde, entschieden wir uns gemeinsam für Barzahlungen.

Yalem Embaye, Leiterin der Frauenvereinigung in Debrenazriet 

Durch die bessere Verwaltung der unbeweideten Flächen trägt die Regenwasserinfiltration zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels bei. Dies eröffnet Möglichkeiten für die Bewässerungslandwirtschaft. Das Projekt umfasst kommunale Flächen für die Wiederherstellung von Ökosystemen und kleinbäuerliche Flächen für die Agroforstwirtschaft. 

 

Auswirkungen auf die Biodiversität 

Die Biodiversität (Flora und Fauna) in den Projektgebieten nimmt zu, sowohl auf direkte als auch indirekte Weise. Die Artenvielfalt der Flora wird durch die Qualitätsaufforstungen direkt verbessert. Obwohl das Anpflanzen von Bäumen nur Teil einer umfassenderen Strategie zur Verbesserung der Umweltbelastbarkeit ist – zu dieser Strategie gehören u. a. auch der Boden- und Wasserschutz sowie eine bessere Verwaltung der unbeweideten Flächen –, werden in den Projektzonen Setzlinge gepflanzt, um die natürliche Regeneration zu stärken und zu unterstützen. Gemeinsam mit den teilnehmenden Gemeinschaften wird eine Setzling-Mischung aus Akazien, Ölbäumen, Zürgelbäumen, Kordien und Dodonaea angewendet.  Die benachbarten orthodoxen Kirchenwälder sind wichtige Samenbanken für endemische Arten, und die sanierten Sperrgebiete bilden wichtige Korridore für die biologische Vielfalt von Flora und Fauna. 

Dank der Üppigkeit ihrer Stämme, die hochwertigen Weihrauch liefern, sind Weihrauchbäume (Boswellia papyrifera) vielleicht die schönsten Bäume der Welt. Zu ihrer Mystik trägt auch die Tatsache bei, dass es nach wie vor unmöglich ist, ihre Setzlinge zu pflanzen. In den vergangenen Jahren haben EthioTrees und die Gemeinde Amanit an einer Strategie der intensiven natürlichen Regeneration gearbeitet. Endlich zahlt sich die harte Arbeit aus. Bei einer Feldbegehung mit dem EthioTrees-Team im Mai 2023 wurde eine unglaubliche Dichte an neuen Boswellias-Babys beobachtet (siehe Foto)!

 

Frauen profitieren

Wie überall auf der Welt haben Männer und Frauen in Tigray oft unterschiedliche Prioritäten für die Zukunft ihres Dorfes. Bei der Erstellung von "Plan-Vivo-Karten" mit reinen Frauengruppen wurde deutlich, dass Frauen im Allgemeinen am meisten in die Trinkwasserinfrastruktur investieren wollten. Das ist keine grosse Überraschung, denn das Wasserholen ist eine Last, die vor allem Frauen trifft. In Adi Lihtsi, Meam Atali und Gidmi Gestet war das Wasserholen in der Trockenzeit ein täglicher Fußmarsch von vier Stunden, was dank neuer Wasserreservoirs um das Sechsfache reduziert werden konnte (siehe Foto). 

 

Wie hat sich das Projekt während der grossen Hungersnot entwickelt? 

Angesichts der grossen Hungersnot in Tigray wollte das Team von EthioTrees die Region mit Lebensmitteln versorgen. Damals bestand die einzige realistische Option darin, die am stärksten gefährdeten Haushalte während der Krise durch eine direkte finanzielle Hilfe für Lebensmittel (Cash-for-food) zu unterstützen. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung ihres Lands während der Krise verdienten die Gemeinden in diesem Jahr ungefähr 200’000 USD aus dem Verkauf von Plan-Vivo-Zertifikaten (PVC, Plan Vivo Certificates). Dieses Geld ermöglichte es den Bauern, Lebensmittel in der Stadt, die einen halbtägigen Fussmarsch von ihren Dörfern entfernt liegt, zu kaufen und nach Hause zu bringen. In den Dörfern verteilten dann die 18 Gemeinden gemeinsam Lebensmittel und Geld an die Mitglieder, die am meisten Hilfe benötigten. Die Tatsache, dass sich die Gemeindewälder in diesen Notzeiten weiterhin so gut entwickelten, veranschaulicht, dass die Gemeinden erkennen, dass sie sich auf Einkünfte aus Kohlenstoffgutschriften verlassen können, wenn andere Einkommensquellen nicht verfügbar sind. 

 

Projektpartner, Projektstandard und -prüfung 

EthioTrees ist ein kombiniertes belgisch-äthiopisches Projekt zur Förderung von Aufforstung und Nichtholzproduktion im äthiopischen Hochland. Climate Lab Belgium ist Projektkoordinator und Partner von myclimate. EthioTrees Association Ethiopia ist der ausführende Partner vor Ort. Das Projekt ist beim Plan-Vivo-Standard registriert. Der hochqualitative Standard gewährleistet die Nachhaltigkeit des gesamten Projekts und stellt sicher, dass sowohl die Projektplanung als auch die Projektimplementierung/-abwicklung von der lokalen Bevölkerung mitgetragen wird. EthioTrees wird jährlich unabhängig von Plan Vivo geprüft und alle fünf Jahre von einer unabhängigen externen Stelle auditiert. Unter «Dokumentation» finden Sie genauere Informationen. 

 

Dieses Projekt trägt zu 6 SDGs bei*

*Stand: Ende 2023. myclimate finanziert nur einen Teil dieses Projekts. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Auswirkungen des gesamten Projekts. Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist.

 

Die folgenden SDGs sind von Plan Vivo verifiziert.

Armut in jeder Form und überall beenden

Mehr als 50 Gemeinden betreiben eine Vielzahl von einkommensschaffenden Massnahmen, darunter Imkerei, Weihrauch, Bewässerung, Agroforstwirtschaft und Futtermittelproduktion. Das Projekt bietet auch technische und Marketing-Schulungen für die Produktion von Nicht-Holzprodukten an, um das Einkommen von Kleinbauern und landlosen Landwirten zu erhöhen.

Im Rahmen des Projekts wurde 29.135 Menschen, die sich in einer extrem unsicheren Ernährungslage befinden, Nahrungsmittelhilfe gewährt.

Im Rahmen des Projekts wurden 10 grosse Wasserreservoirs gebaut und das Wiederaufleben der Quellen in den Projektgebieten gefördert.

SDG-Icon 8, Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Dunkelrotes Quadrat mit weisser Illustration von Wachstumsbalken und einem nach oben gerichteten Pfeil darauf

Ethiotrees hilft den Bauern bei der Herstellung von aromatischen Ölen aus Weihrauch und verkauft "weissen Honig" als Zusatzeinkommen.

SDG-Icon 13, Massnahmen zum Klimaschutz : Dunkelgrünes Quadrat mit weisser Illustration eines Auges mit Planet Erde in der Iris

Durch das Projekt wurden 233.260 t CO2 gebunden, 8 Millionen Bäume gepflanzt und der Artenreichtum in den Projektgebieten um +41 % erhöht.

SDG-Icon 15, Leben an Land: Hellgrünes Quadrat mit weisser Illustration eines Baums mit fliegenden Vögeln daneben

Im Rahmen des Projekts wurden 49.716 Meter Steinwälle gebaut, um fruchtbare Böden und Wasser in den Projektgebieten aufzufangen.

Situation ohne Projekt

Bodendegradation, Verlust der biologischen Vielfalt, Wasserknappheit, erhöhtes Risiko von Dürre und Hunger, weniger Kohlenstoffbindung

Dokumentation

Projektstandard

Plan-Vivo-Logo

Projektnummer

7266

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