Taylor Swift und myclimate

Nachdem am 8. Februar auf der Seite carbontracker.myclimate.org in verschiedenen Reddit-Foren, auf X und über diverse Medienoutlets eine Diskussion über die Flugaktivitäten und den daraus resultierenden CO2-Fußabdruck von Taylor Swift entbrannt ist, möchte myclimate hierzu kurz Stellung beziehen.

Fotomontage von myclimate.

Die Website Carbon Tracker von myclimate – https://carbontracker.myclimate.org – berechnet die Treibhausgasemissionen von Flügen von Menschen mit großer Reichweite in den sozialen Medien. Dabei handelt es sich um berühmte Persönlichkeiten und Content Creators/Influencer*innen. Die Berechnung erfolgt anhand von öffentlich zugänglichen, teilweise von den betreffenden Personen selbst publizierten Daten. Die Emissionen in Tonnen CO2 werden durch ein Ranking dargestellt, das myclimate jedes Quartal aktualisiert.  

Aufgrund einer möglichen rechtlichen Auseinandersetzung zwischen Taylor Swift und einer Privatperson, welche die Reisebewegungen der Sängerin verfolgt und publiziert, wurde in diversen Fanforen über den myclimate Carbon Tracker diskutiert. Während einige Personen verwundert sind, dass Taylor Swift nicht unter den «Top 30» im Carbon-Tracker-Ranking ist (und dabei die merkwürdigsten Vermutungen darüber anstellen, warum das so ist), sehen andere im Carbon Tracker ein Instrument, um Menschen des öffentlichen Interesses an den Pranger zu stellen.

myclimate betont ausdrücklich, dass mit der Kampagne Carbon Tracker auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen eine Diskussion über bewusstes Reisen und den Einfluss öffentlicher Persönlichkeiten angestoßen werden soll. Dabei geht es aber weder darum, bestimmte Personen bloßzustellen oder den Fokus auf sie zu richten noch darum, eine Unterteilung in sinnhafte und unsinnige Flüge vorzunehmen. 

 

Warum taucht Taylor Swift nicht im Ranking auf?

Taylor Swift taucht als eine der global erfolgreichsten und bekanntesten Künstlerinnen natürlich im Carbon-Tracker-Ranking auf: in der Kategorie «Privatjets», ähnlich wie Drake, Travis Scott oder der Unternehmer Jeff Bezos. Dieses Ranking wertet die frei verfügbaren Daten von Privatjets aus. Im aktuellen Ranking, das den Zeitraum von September 2023 bis Februar 2024 abdeckt, befindet sich Taylor Swift auf Platz 31. Das Ranking zeigt bei den Privatjets allerdings nur die ersten dreißig Personen an (bei der Kategorie Influencer*innen hingegen die ersten 50). Auf Wunsch teilt myclimate gerne die Liste der Personen, die es nicht in das offizielle Ranking «geschafft haben».    

 

Was ist der Carbon Tracker?

Der Carbon Tracker von myclimate ist eine Kampagne, die ein größeres Bewusstsein für klimaschädliches Reiseverhalten schaffen und Alternativen dazu anbieten möchte. Zudem soll er Anstoß dazu geben, Verantwortung für die eigenen Emissionen zu übernehmen. Zum einen werden dafür die Flugbewegungen von Privatjets über öffentlich zugängliche Flight-Tracker analysiert. Zum anderen werden Instagram-Posts mit Standortmarkierungen in Reiserouten übersetzt. Viele Influencer*innen nutzen diese Standortmarkierungen auf Instagram, um ihre Reisen zu teilen. Diese Flüge fließen in das Carbon-Tracker-Ranking auf carbontracker.myclimate.org ein. Für das Ranking wurden die Instagram-Profile mit den meisten Follower*innen weltweit analysiert. Zusätzlich wertet der Tracker die Posts der reichweitenstärksten Micro-Influencer*innen aus. Das Ranking auf carbontracker.myclimate.org wird seit Sommer 2023 laufend aktualisiert. 

 

Wie berechnet der Carbon Tracker den ökologischen Fußabdruck?

myclimate berechnet seit mehr als zwanzig Jahren wissenschaftlich Treibhausgasemissionen. Zur Berechnung der CO₂-Werte greift der Carbon Tracker auf einen pragmatischen, kilometerbasierten Ansatz zurück. Kennen wir den Flugzeugtyp und die genaue Flugroute nicht, gehen wir fairnesshalber immer vom geringstmöglichen Wert aus. Dieser Ansatz liefert auf Basis seiner Datengrundlage realistische, aber naturgemäß nicht hundertprozentig präzise Ergebnisse. Das beschreibt die Website transparent.  

Das Ziel von myclimate ist es, eine Diskussion auszulösen und die Aufmerksamkeit auf die Beiträge unterschiedlicher Personen zum Klimawandel – ausdrücklich nicht nur von Berühmtheiten – und damit auf ein klimafreundlicheres Verhalten zu lenken. Das Tool bringt dabei weniger offensichtliche Daten ans Licht: Die 100 größten Influencer*innen und Celebrities reisen pro Jahr eine Strecke von über 8 Mio. Kilometern und verursachen damit CO2-Emissionen von 1393 Tonnen. Um diese Menge an CO2 zu binden, benötigen 100’000 Bäume mehr als ein Jahr.

Eine exakte Berechnung, wie myclimate sie für seine vielen Unternehmenspartner regelmäßig durchführt, würde myclimate auf Wunsch von Taylor Swift oder anderer Personen auf Basis ihrer individuellen Daten und in ihrem Auftrag selbstverständlich durchführen. Die Auftraggeber*innen würden jedoch alleinig darüber entscheiden, ob diese Ergebnisse publiziert werden.

 

Will myclimate Künstler*innen und Menschen mit großer Reichweite an den Pranger stellen?

Dass man Flugreisen nach Möglichkeit lieber vermeiden und, falls unvermeidbar, durch einen entsprechenden Klimaschutzbeitrag den dadurch entstehenden Umweltschaden begrenzen sollte – darüber besteht Einigkeit. Künstler*innen wollen aber vor Ort vor ihren Fans performen: in anderen Regionen, Ländern oder Kontinenten. Welche Flüge allerdings vermeidbar wären oder zumindest bedenkenswert sind – darüber muss jede*r selbst entscheiden. myclimate hat keinerlei Interesse daran, Menschen zu überwachen und zu verurteilen. Stattdessen möchten wir auch weiterhin eine Debatte anstoßen und für ein bewusstes Reiseverhalten werben.

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