Dr. Susanne Köhler ist Consultant bei myclimate und fachliche Leiterin für die Erstellung einer Klimastrategie. Ihre Expertise liegt im Bereich Öko- und CO2-Bilanzierung, Reduktionszielsetzung und -modellierung sowie Klimastrategieberatung.
Jan Philipp Trusheim begleitet in seiner Rolle als Senior Manager Corporate Partnerships Unternehmen auf ihrem Weg zu wirksamem Klimaschutz. Er ist Fachspezialist für die Klimastrategieberatung und verantwortet insbesondere das Prozessmanagement der Strategieprojekte.
Jan Philipp, was ist grundsätzlich eine Klimastrategie?
Jan Philipp Trusheim: Eine Klimastrategie zählt in meinen Augen zu den wertvollsten Herangehensweisen eines Unternehmens, dem Klimawandel zu begegnen. Mit einem langfristigen, ambitionierten Klimaziel im Fokus und einer individuellen Roadmap zur CO2-Reduktion wird durch die Klimastrategie das Fundament für den strategischen Klimaschutz im Unternehmen gebildet.
Damit werden Unternehmen den steigenden Anforderungen unterschiedlicher Stakeholder wie Kund*innen, Investor*innen und Mitarbeitenden gerecht. Außerdem geht es auch darum, regulatorischen Vorgaben zu genügen, von denen Unternehmen entweder direkt betroffen sind oder die innerhalb der Lieferkette an sie weitergegeben werden.
Susanne, für wen und warum ist eine Klimastrategie sinnvoll?
Dr. Susanne Köhler: Prinzipiell ist eine Klimastrategie sinnvoll für alle Organisationen. Gerade für Unternehmen größerer Komplexität und in bestimmten Sektoren, wie zum Beispiel energieintensive Industrien oder die Landwirtschaft ist sie sehr relevant. Ein strukturierter, ganzheitlicher Ansatz kann helfen die Komplexität zu reduzieren und Maßnahmen verschiedener Abteilungen und Geschäftseinheiten zu bündeln. Hinzu kommt, dass eine Klimastrategie notwendig ist, wenn Gesetze greifen und systemische Anstrengungen und Kommunikation von außen gefordert werden wie beispielsweise mit der CSRD-Richtlinie. Um solchen Anforderungen gerecht zu werden, ist es sinnvoll, eine Klimastrategie zu entwickeln und als Instrument zu nutzen.
Was zeichnet die myclimate Klimastrategieberatung aus?
Jan Philipp Trusheim: Als gemeinnützige Klimaschutzorganisation steht myclimate seit mehr als 20 Jahren für ganzheitlich gedachten wirksamen Klimaschutz. Mit unserer Expertise befähigen wir Unternehmen Wegbereiter im Klimaschutz zu werden. Dabei bieten wir ein breites Spektrum an Lösungen, die von klassischen Schritten wie CO2-Bilanzierung, Zielentwicklung und Identifizierung von CO2-Minderungsmaßnahmen bis hin zu Mitarbeiteraktivierung, Fortschrittskontrolle sowie Unterstützung in der Nachhaltigkeitskommunikation reicht. Unser modularer Aufbau der Klimastrategieberatung erlaubt es unseren Kund*innen, die Lösungen passgenau auf ihren Bedarf abzustimmen.
Was genau ist der Initial-Workshop?
Dr. Susanne Köhler: Das Ziel des Initial-Workshops ist, dem zukünftigen Partner vorzustellen, was eine Klimastrategie für sie im Detail bedeutet. Wir stellen die unterschiedlichen Module vor und besprechen, was Teil des spezifischen Angebots sein muss. Außerdem gehen wir auf Fragen unserer Kunden ein und geben Raum festzustellen, ob das, was wir bieten, mit den Wünschen und Bedürfnissen übereinstimmt.
Gleichzeitig nutzen wir diesen Workshop, um möglichst viel über die Ausgangslage unseres Kunden zu lernen, damit wir das in den Blick nehmen, was er braucht und sich wünscht. Zusätzlich möchten wir verstehen welche Hüren und Herausvorderungen er sieht. Mit diesen Informationen können wir ein maßgeschneidertes Angebot für eine mehrjährige Klimastrategie erstellen.
Warum ist die Klimastrategie zirkulär aufgebaut?
Dr. Susanne Köhler: Der typische Ablauf einer Klimastrategie beginnt mit einer Statusanalyse. Danach setzt man sich eine konkrete Klimavision inkl. Reduktionszielen, es werden Maßnahmen identifiziert und umgesetzt und dann der Fortschritt kontrolliert. Dieser Zyklus wird regelmäßig wiederholt, um zu überprüfen, ob die eingeleiteten Schritte auch auf die Ziele einzahlen. Durch diesen Prozess können frühzeitig Maßnahmen identifiziert werden, die nicht den gewünschten Effekt haben, ebenso wie jene, die besonders gut funktionieren. Darauf kann reagiert werden, Anpassungen können vorgenommen und Ressourcen optimal eingesetzt werden.
Viele Unternehmen wollen noch vor dem von der Bundesregierung gesetzten Zieljahr 2045 «klimaneutral» oder «net zero» sein. Wie kann die Klimastrategie hier konkret unterstützen?
Jan Philipp Trusheim: Der Begriff «Klimaneutralität» steht in letzter Zeit zunehmend in der Kritik, da er teils im Zusammenhang mit irreführender Werbung eingesetzt wurde. Darüber hinaus gibt es regulatorische Veränderungen auf dem CO2-Markt, die es zusätzlich erfordern, von der Nutzung dieses Begriffs abzuraten. Es kann Teil der Klimastrategie sein, dass myclimate auf derartige Paradigmenwechsel im Klimaschutz hinweist und bei einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitskommunikation unterstützt.
Wenn man hingegen von einem «Netto-Null-Ziel» spricht, geht damit einher, dass die Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasen im Fokus steht und nur die Restemissionen neutralisiert werden. Dafür bietet zum Beispiel die Science Based Targets Initiative (SBTi) einen anerkannten Rahmen, der definiert, wie ein Reduktionspfad gestaltet werden muss, um konform mit dem 1,5 Grad-Ziel zu agieren.
myclimate empfiehlt und begleitet daher die Entwicklung wissenschaftsbasierter Klimaziele nach SBTi. Unsere Stärke liegt besonders darin, in Zusammenarbeit mit unseren Kund*innen eine Roadmap zu entwickeln, welche Maßnahmen mit quantifizierbarer Wirkung beinhaltet, um die Einhaltung des CO2-Reduktionspfads und des Klimaziels sicherzustellen.