"Wir haben in Dubai zwar nicht die Ära der fossilen Brennstoffe offiziell beendet, aber dieses Ergebnis ist der Anfang vom Ende", sagte UN-Klimasekretär Simon Stiell in seiner Abschlussrede. Der historische Schritt, ein stufenweises Auslaufen der fossilen Energieträger in der Abschlusserklärung schriftlich festzuhalten, gibt neue Hoffnung, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Trotz der vielen bestehenden Herausforderungen und der Notwendigkeit, schneller zu handeln, ist dieser Durchbruch ein Beispiel dafür, dass die internationale Gemeinschaft den Ernst der Lage im Kampf gegen die Klimakrise anerkannt hat. Dieser Fortschritt setzt neue Massstäbe für künftige Klimaverhandlungen.
Während sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Frage eines verbindlichen Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern fokussiert hat, wurden ein weiterer weitreichender Beschluss getätigt. Schon die Eröffnungsplenarsitzung der COP28 begann mit einer Ankündigung zum neuen Fonds für Schäden und Verluste. Die reichen Länder, die für den Grossteil der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, haben diesem Fonds insgesamt mehr als 700 Millionen US-Dollar zugesagt. Die grössten Geldgeber sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Deutschland, Italien und Frankreich. Weitere Länder mit substanziellen Beiträgen sind Grossbritannien, die EU, Dänemark, Irland, Norwegen, die USA, Kanada, Japan, China und Slowenien.
So wichtig diese Entscheidung auch ist, darf nicht vergessen werden, dass die zugesagten Mittel weniger als 0,2 Prozent des gesamten Finanzierungsbedarfs ausmachen, den die Länder des globalen Südens jährlich durch die globale Erwärmung erleiden. Die konkrete Umsetzung ist noch offen, wobei der entscheidende Faktor Zeit nicht klar definiert wurde.
Das Ergebnis des «Stresstests» überrascht niemanden. Die Vertragsparteien – sprich die rund 200 Vertragsstaaten des Pariser Klimaschutzabkommens - sind nicht auf dem richtigen Weg, um das Hauptziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, zu erreichen. Die Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren, wurde daher noch einmal nachdrücklich unterstrichen.
Neben der sehr unzureichenden Bewertung wurden die Staaten aufgefordert, bis 2030 die weltweite Kapazität an erneuerbaren Energien zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.
Einen klaren und vor allem zeitnahen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe sieht das Abkommen jedoch nicht vor. Für viele Regierungsvertreter*innen – insbesondere für die von der Klimakrise überproportional betroffenen Inselstaaten – war diese Entscheidung äusserst unbefriedigend. Nirgendwo im Abkommen verpflichteten sich die reichen Länder, den stark von fossilen Brennstoffen abhängigen Ländern finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um einen solchen Übergang überhaupt möglich zu machen. Doch auch wenn der offizielle Text schwächer formuliert ist als gewünscht, zeigt er zumindest den Willen und die Bereitschaft, den Schritt in die richtige und vor allem überlebensnotwendige Richtung zu wagen.
Allerdings hängt die tatsächliche Wirkung der Beschlüsse der COP28 nun von deren konkreter Umsetzung ab: Alle Länder müssen in ihren Aktualisierungen der NDC (Nationally Determinded Contributions) bis 2025 Pläne zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen vorlegen, die deutlich ambitionierter sein müssen als die bisherigen. Wenn diese Ziele ehrgeizig genug sind und vor allem in den Ländern mit einem grossen Kohlenstoff-Fussabdruck schnell umgesetzt werden, können sie eine erhebliche Wirkung entfachen.
Am letzten Tag in Dubai blieb die Entscheidung über den Fonds für Schäden und Verluste fast die einzige konkrete und endgültige Entscheidung, während sich 23 weitere Themen immer noch in unterschiedlichen Stadien der (Un-)Einigung befinden. So wird beispielsweise die Umsetzung der Artikel 6.2 und 6.4 seit deren Verabschiedung auf der COP26 vor zwei Jahren diskutiert, ohne dass die Vertragsparteien in Dubai endgültige Texte verabschiedet hätten.
Oft ist es jedoch gar nicht notwendig, sich auf alle Details zu einigen: Die Länder haben bereits mit der Umsetzung von Artikel 6 begonnen und Dubai als Plattform für die Unterzeichnung zusätzlicher bilateraler Abkommen genutzt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die erzielten Ergebnisse zwar noch nicht ausreichen, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, aber immerhin als Fortschritt zu werten sind.
Die COP28 hat deutlich gezeigt, wie schwierig es ist, bei fast 200 Regierungsparteien eine Einigung zu erzielen. Dennoch zeigte sich, dass es wichtiger denn je ist , zusammenzukommen und sich gegenseitig in die Pflicht zu nehmen, um globale Fortschritte im Klimaschutz zu erzielen.