Agroforst ist, vereinfacht gesagt, die Pflanzung von Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen. Dabei werden die Bäume so platziert, dass das Acker- und Weideland darunter weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden kann. Diese Integration von Bäumen in die Landwirtschaft trägt nicht nur zur CO₂-Reduktion bei, indem CO2 aus der Atmosphäre in Form von Kohlenstoff in den Bäumen und im Boden gespeichert wird, sondern fördert auch die Biodiversität und schafft Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren. Darüber hinaus hilft Agroforst, den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Die Wurzelsysteme der Bäume fördern die Umverteilung von Wasser aus tieferen Bodenschichten, während die Baumkronen Schatten spenden und so die Verdunstung reduzieren. Dies kann sich in Zeiten von Trockenheit und Extremwetterlagen als besonders wertvoll erweisen.
Welche Bedeutung Bäume für landwirtschaftliche Betriebe in Europa haben könnten, zeigen zwei aktuelle Berichte. So wird die Agroforstwirtschaft im aktuellen Bodenatlas 2024 als Top-Maßnahme für die Erhöhung der CO2-Speicherleistung auf landwirtschaftlichen Flächen hervorgehoben (siehe Böll-Stiftung, S. 30). Und der europäische Agroforst-Verband hebt in einer aktuellen Medienmitteilung hervor, dass die Lücke bei den Treibhausgasemissionen des europäischen Landsektors zum Beispiel durch die großflächige Ausweitung der Agroforstwirtschaft auf Felder und Äckern geschlossen werden könnte (siehe Medienmitteilung EURAF).
Im 2017 startete myclimate zusammen mit dem Schweizer Großverteiler Coop ein erstes Pilotprogramm für Agroforst auf Schweizer Bio-Betrieben. Dieses Agroforst-Programm war Teil einer Klimaschutz-Initiative in der Coop-Lieferkette im Umfang von 1,4 Millionen Schweizer Franken. Das wegweisende Programm schöpfte im Jahr 2023 die bilanzierten Budgets für neue Betriebe aus, es können keine weiteren Anmeldungen entgegengenommen werden.
Die Erfahrungen aus dem Pilotprogramm flossen in zwei weitere Förderprogramme ein: das Förderprogramm für Hochstammbäume zusammen mit Hochstamm Suisse, ebenfalls für Schweizer Betriebe, und das Förderprogramm Agroforst zusammen mit SilvoCultura, das auf Deutschland, Österreich und Liechtenstein, also den gesamten deutschsprachigen Raum, ausgeweitet werden konnte.
Ein weiteres Highlight ist, dass das Coop-Programm als Beispiel für das europäische Carbon Removal Certification Framework (EU CRCF) diente, ein zukünftiger EU-weiter Zertifizierungsrahmen für Projekte zur Kohlenstoffspeicherung, der erst vor Kurzen vom Europäischen Parlament angenommen wurde. Die Erkenntnisse eines Projekts aus dem freiwilligen CO₂-Markt haben also zur Entwicklung offizieller EU-Regelungen beigetragen.
Das Interesse sowohl seitens der Landwirt*innen als auch von Unternehmen, die regionalen Klimaschutz fördern möchten, ist groß. Insgesamt sind im Rahmen der drei Programme nun schon 28.908 Bäume auf 210 Betrieben angemeldet. Bereits 14.750 Bäume wurden tatsächlich gepflanzt und werden gepflegt.
«Das Programm deckt die Initialkosten der Baumpflanzungen, worüber ich sehr froh bin. Die Beratung durch Mareike Jäger von SilvoCultura hat mir sehr geholfen. Sie ist kurz nach der Anmeldung auf den Hof gekommen und wir haben uns ausgetauscht. Es gibt wenige Agroforst-Expert*innen, zumal solche, die sich auch mit etablierten Systemen auskennen.»
Tilika Chamberlin, Landwirtin, Teilnehmerin Förderprogramm Agroforst
Welches Förderprogramm für den landwirtschaftlichen Betrieb in Frage kommt, hängt von der Betriebsausrichtung und dem Standort ab. Die Tabelle unten zeigt die wichtigsten Kriterien und Unterschiede der beiden Förderprogramme auf. So können Landwirt*innen, welche Bäume auf ihren Acker- und Weideflächen etablieren möchten, auf einen Blick sehen, was für ihren Betrieb am sinnvollsten ist. Wichtig ist, dass vor der Anmeldung bei den Förderprogrammen von myclimate keine Pflanzung stattgefunden hat, es wird keine rückwirkende Förderung ausbezahlt.
Förderprogramm Agroforst www.myclimate.org/agroforst
Anmeldeformular und alle Details bei SilvoCultura (weitere Fragen bitte direkt an info@silvocultura.ch) |
Unternehmen und Organisationen, die naturbasierten und regionalen Klimaschutz vor der Haustür unterstützen möchten, können dies durch finanzielle Beiträge oder Spenden tun. Im Rahmen dieses Engagements bietet myclimate die Möglichkeit, die Projekte vor Ort zu besuchen.
Der Hochstammbaum ist besonders wertvoll für eine regenerative Landwirtschaft. Mit der Pflege von Hochstammbäumen fördern wir die Biodiversität, schützen Kulturlandschaften und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz.
Pierre Coulin, Geschäftsführer Hochstamm Suisse
Weitere Informationen und Anmeldeformulare finden Sie auf den Websites der jeweiligen Förderprogramme. Bei Fragen oder zur Vereinbarung eines Projektbesuchs wenden Sie sich bitte an unser Team unter sales@myclimate.org oder besuchen Sie unsere Website.
Links zu Förderprogrammen und weiteren Informationen:
– Agroforst-Förderprogramm für den gesamten DACHLI-Raum
– Video zum Agroforst-Programm;
– Podcast-Serie zu Agroforst, in der Folge 18 wird das Programm von myclimate und SilvoCultura vorgestellt