Wie entwickelt myclimate Klimaschutzprojekte und stellt deren Wirksamkeit sicher?

Auf der Website von myclimate finden Interessierte eine große Auswahl unterschiedlichster Klimaschutzprojekte, die myclimate unterstützt und mitentwickelt – von Agroforstwirtschaft in Österreich über Landschaftsrenaturierung in Äthiopien bis hin zu klimafreundlicherem Reisanbau in Indien. Aber wie wählt myclimate aus den unzähligen Möglichkeiten im Klimaschutz die jeweiligen Projektideen aus? Und was heißt es, ein Klimaschutzprojekt zu entwickeln und über die Jahre hinweg zu begleiten?

Es gibt mindestens zehn gute Gründe für Klimaschutzprojekte. myclimate nutzt zur Unterstützung von Klimaschutzprojekten das Konzept des Carbon Financing. Dieses ermöglicht die Umsetzung von wirksamen Klimaschutzprojekten, die ohne diese Erträge aus den Emissionszertifikaten nicht realisierbar wären. Durch eine performanceorientierte Gestaltung, bei der Auszahlungen erst nach nachgewiesener CO2-Reduktion erfolgen, stellt myclimate sicher, dass die Projekte effektiv und nachhaltig arbeiten. Langfristig ist das Ziel, dass sich diese Projekte selbst tragen und unabhängig von CO2-Zertifikaten bestehen können.

In der folgenden Grafik (Abb. 1) wird transparent der gesamte Projektentwicklungszyklus und der jährliche Zertifizierungsablauf in seiner ganzen Komplexität und mit allen involvierten Parteien abgebildet. Da dieser Prozess sehr komplex ist, wird zur Erklärung der einzelnen Schritte weiter unten im Text eine vereinfachte, lineare Darstellung (Abb. 2) genutzt. Auf die darin abgebildeten Schritte wird dann im Text ausführlich und transparent eingegangen.

Entwicklung wirksamer Klimaschutzprojekte

Das myclimate-Team «Carbon Markets» mit seinen rund 30 Fachexpert*innen arbeitet weltweit mit einem großen Netzwerk an Projektpartner*innen zusammen und lässt die Projekte bei den qualitativ hochwertigsten Standards registrieren. Durch die Erfahrung aus über 20 Jahren Projektentwicklung hat sich myclimate als zuverlässiger Projektpartner für hochwertige Klimaschutzprojekte einen Namen gemacht, ist gut vernetzt und so in einer idealen Position, die besten Projektideen weiterzuentwickeln.

Der Ablauf der Projektentwicklung und des -betriebs ist grob in vier Abschnitte eingeteilt:

1. Prüfung der Machbarkeit des Projekts

2. Projektplanung

3. Umsetzung und Implementierung

4. Betreuung des laufenden Projekts

Schritt 1: Machbarkeit

Zu Beginn eines jeden neuen Klimaschutzprojekts steht die Projektidee. Diese kann über die unterschiedlichsten Wege zustande kommen. Häufig werden wir von Organisationen direkt kontaktiert, die Projektideen haben und unsere Unterstützung benötigen. Oder es entstehen aus langjährigen Projektpartnerschaften neue Ideen.

Bei der Projektakquise gibt es folgende typische Szenarien:

  • Wollen wir eine neue, innovative Technologie zur Emissionsreduktion fördern, die Finanzierungsschwierigkeiten hat? 
     
  • Wollen wir eine Partnerorganisation (zum Beispiel eine lokale NGO) dabei unterstützen, ein Projekt vor Ort, das eine Finanzierungslücke aufweist, via Carbon Financing als Klimaschutzprojekt zu realisieren?
     
  • Wollen wir ein erfolgreiches Projekt mit einem bestehenden Projektpartner in eine neue Region erweitern, um die positiven Effekte des Projekts zu skalieren und für mehr Menschen zugänglich zu machen?

 

Projektskizze

Je nach Status des Projekts besteht oft  eine erste Idee, die wir zusammen mit dem Projektpartner weiterentwickeln, oder aber es liegen schon konkrete Projektpläne vor. Da wir mit den unterschiedlichsten Partnern zusammenarbeiten – von erfahrenen internationalen NGOs, die viele Aufgaben selbst übernehmen können und die entsprechenden Strukturen haben, bis zu kleinen Social Enterprises, die lokale Vernetzung und Wissen, aber weniger Erfahrung in Klimaschutzprojektentwicklung und Zertifizierung haben und mehr Unterstützung benötigen – kann die Dauer dieser ersten Projektphase sehr stark variieren.

Zudem gibt es neben den Projekten, die wir direkt mit den Partnern vor Ort entwickeln, auch Projekte mit erfahrenen Drittparteien. Diese führen die Projektentwicklung selbstständig durch und myclimate erwirbt nach einer gründlichen Sorgfaltsprüfung die Klimaschutzzertifikate direkt von ihnen.

Insbesondere bei neuen Technologiearten und komplexeren Projekttypen führen wir vorab eine Machbarkeitsstudie durch. Diese beurteilt, ob das Projekt wie vorgesehen umsetzbar ist und einen wirklichen Mehrwert für das Klima, die Umwelt und die Menschen bietet und wie gut dies quantifiziert werden kann.

Am Ende der Machbarkeitsphase steht eine möglichst detaillierte Projektskizze (Project Idea Note, PIN), die alle Rahmenbedingungen zum geplanten Projekt festhält und definiert.

Die meisten Projektideen müssen leider bereits in der Machbarkeitsphase aussortiert werden, oft weil sie die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Typische Gründe für das Scheitern von Projektideen:

  • fehlende Erfahrung der Projektpartner vor Ort 
  • Umsetzbarkeit der Technologie
  • unzureichende Projektgröße
  • Zertifizierbarkeit unter hochwertigen Klimaschutzstandards (nur dies ermöglicht uns die zuverlässige Berechnung der erreichten Emissionsreduktionen nach den Vorgaben der Standards)
  • Finanzierbarkeit nicht gewährleistet
  • unzureichendes Projektdesign (beispielsweise ein Projektdesign, das die langfristigen Landnutzungsrechte und den Aufbau nachhaltiger Einkommensquellen aus der alternativen, klimafreundlichen Umnutzung nicht sicherstellt) 

Auch wenn die erste Projektidee oft recht simpel erscheint, benötigt es viel Erfahrung, um daraus ein funktionierendes Konzept für ein nachhaltiges Klimaschutzprojekt zu entwickeln, das messbare und zertifizierbare Emissionsreduktionen erzielt, zur Entwicklung vor Ort beiträgt und finanzierbar ist.  

In diesem sehr komplexen Prozess ist die langjährige Expertise der myclimate Fachexpert*innen besonders wichtig, um eine hochwertige Vorauswahl von machbaren Projektideen zu erhalten.

 

Möchten Sie eine Projektidee einreichen?

Klimaschutzprojektidee einreichen für internationale Projekte
Klimaschutzprojektidee einreichen für Projekte in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und Liechtenstein
Klimaschutzprojektidee einreichen für internationale Projekte nach dem Pariser Abkommen (Compliance Carbon Market)

Schritt 2: Planung

Nach erfolgreichem Durchlaufen der ersten Machbarkeitsphase wird das Projekt in der Planungsphase als erstes einer ausführlichen internen Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) unterzogen.

Da wir als Klimaschutzstiftung selbst größten Wert auf qualitativ hochwertige Klimaschutzprojekte mit großer Wirkung sowohl bei den Emissionsreduktionen als auch bei den Beiträgen zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs) legen, ist es für uns zentral, jedes Projekt vor der Durchführung auf Herz und Nieren zu überprüfen.

 

SDGs: Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zusätzlich zu den CO2-Reduktionen:
Ein hochwertiges Klimaschutzprojekt mit gutem Projektdesign ist so aufgebaut, dass es neben Emissionsreduktionen zusätzlich zu mehreren Zielen der nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Dies kann z.B. erreicht werden durch das Schaffen von Arbeitsplätzen, positiven Einflüssen auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung durch die Nutzung sauberer Technologien, dem Einbezug von lokalen Frauengruppen, Bildungskampagnen, Möglichkeiten durch die Projektaktivitäten langfristig eine Struktur aufzubauen, die Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung schafft, Förderung von Biodiversität, etc. Bei Standards wie dem Gold Standard liegt ein sehr großer Fokus auf einem messbaren Beitrag zur Förderung der nachhaltigen Entwicklungsziele durch die Projektaktivitäten. Der Beitrag der Projekte zu den Sustainable Development Goals wird im Laufe der Projektlaufzeit ebenso wie die Emissionsreduktionen regelmäßig gemonitored und verifiziert (siehe Wie misst myclimate die erreichten Beiträge zu den SDGs?). myclimate kommuniziert diese Impacts der Projekte stets aktuell, quantitativ und (wenn immer zuverlässig messbar) transparent auf der jeweiligen Projektwebseite.

 

Natürlich ist die Sorgfaltsprüfung auch in unserem eigenen Interesse: Nur gut designte Projekte mit den richtigen Technologien an den richtigen Orten und mit zuverlässigen, erfahrenen Partnern vor Ort können langfristig erfolgreich sein. Und schließlich funktioniert das Finanzierungskonzept eines Klimaschutzprojektes auch nur, wenn dieses über die gesamte Laufzeit nachweislich die gewünschten Emissionsreduktionen erzielt. Daher ist diese Prüfung für uns ein essenzieller Schritt in der Projektentwicklung, um zu entscheiden, ob wir ein Projekt langfristig unterstützen möchten oder nicht.

Sorgfaltsprüfung und Beurteilung

Im Rahmen der Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) beurteilt myclimate potenzielle Risiken des Projekts, um abzuschätzen, wo Schwierigkeiten liegen können und wie groß diese sind. Dazu gehört eine detaillierte Prüfung des Projekts, insbesondere der folgenden Komponenten:

  • Projektdesign: Wo gibt es mögliche Risiken bei der Umsetzung? Welche Schwierigkeiten könnten eventuell auftreten? Wie gehen wir damit um? Können sie den Erfolg des Projekts gefährden? 
  • Projektregion: Wie sieht die Projektregion aus? Wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Wie ist die soziale, kulturelle, politische, wirtschaftliche Situation? Wie kann diese das Projekt beeinflussen? Wie wird das Land genutzt? Wie leben die Menschen? Welche Veränderungen gab es in der Region in der jüngeren Zeit?
  • Projektpartner: Welche Erfahrung besitzt der Projektpartner? Was sind die Motive für das Projekt? Sind die Erfahrung und die Ressourcen ausreichend, um solch komplexe Projekte zu betreuen? Wie ist seine Vernetzung vor Ort? Ist er gut etabliert und akzeptiert bei der lokalen Bevölkerung? Hat er die notwendigen Kontakte und die Infrastruktur, um das Projekt langfristig umzusetzen und zu betreuen? Wie sind die Projektpartner aufgebaut und finanziert?
  • Finanzpläne: Gibt es bereits einen langfristigen Finanzierungsplan, der unseren Kriterien entspricht? Ist das Projekt wirklich finanziell zusätzlich, d.h. wäre es ohne die Unterstützung durch die Verkäufe von Emissionszertifikaten nicht umsetzbar? In vielen Fällen erarbeiten wir die Finanzpläne gemeinsam mit unserem Projektpartner. 

Schließlich untersuchen wir im Detail weitere Kriterien wie die zu erwartende Klimawirkung des Projekts, die Genauigkeit bzw. mögliche Quellen für Unsicherheiten bei den Berechnungen der Emissionsreduktionen, das Vorhandensein langfristiger Anreize für den Projekterfolg sowie die Sozial- und Umweltintegrität.

 

Soziale Integrität bzw. Partizipation:
Für myclimate stehen die sogenannten «Gemeinschaftsprojekte» im Fokus. Diese Projekte legen Wert auf die Beteiligung der Teilnehmenden, steigern die Wirkung auf die Gemeinschaften und ermöglichen so einen möglichst großen Einfluss. Projektteilnehmende vor Ort werden in der Projektplanung mittels «Local Stakeholder Consulations» (LCS) in die Entscheidungsfindung einbezogen. Sie haben die Möglichkeit, die Projekte aktiv mitzugestalten, um den positiven Impact vor Ort zu maximieren. Bei Projekten im «Landuse and Forestry»-Bereich (LUF) ist das analog ein «Free Prior and Informed Consent»-Prozess (FPIC). Dieser Prozess bedeutet, dass die Projektteilnehmenden am Design des Projekts mitwirken können, damit dieses wirklich den spezifischen Anforderungen und Bedingungen vor Ort gerecht wird. Zusätzlich erhalten die Projektteilnehmenden Capacity-Building und Trainingseinheiten.

Umweltintegrität und Safeguarding Principles:
Alle Projekte erfüllen einen ausführlichen Katalog von Safeguarding Principles, die mögliche negative Effekte durch das Projekt ausschließen: Menschenrechte, Schutz von Minderheiten, Schutz von Landschaften, Schutz von kulturellen Werten, Umweltschutz (Umweltintegrität), etc. Dieses Kriterium scheint auf den ersten Blick selbstverständlich, aber nur ein umfangreicher Katalog von Integritätskriterien der Standards kann sicherstellen, dass das Projekt keine unerwünschten Nebenwirkungen hat.

 

Zur Sorgfaltsprüfung gehört auch ein Besuch vor Ort, um sich selbst ein Bild der Situation machen zu können und mögliche Risiken zu identifizieren.

Eine weitere wichtige Kernfrage, die in der Sorgfaltsprüfung geprüft wird, ist das Thema der Zusätzlichkeit (Additionalität). Nur Projekte, die ohne zusätzliche Mittel für den Klimaschutz nicht umgesetzt werden können, dürfen über die Klimaschutzfinanzierung gefördert werden. Projekte, die bereits gewinnbringend sind oder gesetzlich vorgeschrieben sind, sind somit von der Finanzierung ausgeschlossen.

 

Additionalität
Alle Projekte müssen in einem aufwändigen Prozess nachweisen, dass sie zusätzlich sind. Das heißt, sie setzen auf neue, innovative Projekttechnologien, die zusätzlich zu den «sowieso» geplanten Maßnahmen sind ODER es sind Projekte, die zwar bereits existierende Technologien unterstützen, die aber ohne die Finanzierung durch CO2-Zertifikate nicht umgesetzt werden könnten.
Ein konkretes Beispiel aus der Welt der Kocherprojekte bei myclimate: Die Produktion eines Kochers würden zum Beispiel 15-20 Euro betragen. Der Projektpartner vor Ort gibt ihn zwar nicht kostenlos ab, verkauft ihn aber zu einem stark subventionierten Preis, zum Beispiel für 1-5 Euro. Das ist eine bewusste Entscheidung, die auf der Erfahrung und des Wissens des Projektpartners beruht. Die Haushalte hätten nicht genug Geld, um auf einmal den vollen Preis zu bezahlen. Das Projekt ist also zusätzlich, weil es dank der Gelder aus den CO2-Zertifikaten die Kocher subventionieren kann, die sich die Leute sonst nicht leisten könnten. Neben Projekten mit Subventions-Modell gibt es auch Projekte, die ein Ratenzahlungsverfahren (pay-as-you-go) oder das Modell der Spargemeinschaften einführen.

 

Erst wenn diese umfassende Sorgfaltsprüfung in unserem Projektteam von mehreren Prüfer*innen beurteilt wurde, entscheiden wir uns für oder gegen ein Projekt.

 

Wie lange dauert ein Projekt? 

- Ein Projekt hat immer einen Anfang und ein Ende.
- Ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kann fünf, zehn oder 15 Jahre dauern.
- Die Verträge werden meist über fünf Jahre gemacht mit einer Option zur Verlängerung, wenn das Projekt gut läuft.
- Wichtig: Carbon Finance ist immer eine von mehreren Finanzierungsquellen für ein Projekt.
- Bei «community based»-Projekten, die einen großen Teil der Projekte im Portfolio von myclimate ausmachen, meist die wichtigste.

Wann endet ein Projekt? Siehe Box "Was passiert mit den Projekten danach?" 

 

Verträge

Falls die Entscheidung für ein Klimaschutzprojekt getroffen wird, beginnt myclimate ab diesem Zeitpunkt die Verhandlungen mit dem Projektpartner und legt die vertraglichen Ziele und Vereinbarungen mit dem Projektpartner fest.

 

 

Schritt 3: Umsetzung

In der Umsetzung entwickeln wir das definitive Projektdesign (Project Design Document, PDD) nach den Vorgaben des Zertifizierungsstandards, unter dem das Projekt entwickelt wird.

Projektbeschrieb

Dieses Projektdesigndokument beschreibt sehr detailliert, wie ein Projekt aufgebaut ist, wie die Situation ohne das Projekt wäre (Baseline Scenario) und wie diese gemessen und parametrisiert wird. Dann legen wir fest, über welche Messgrößen der Projektfortschritt dokumentiert wird und wie durch die Erhebung dieser Parameter jährlich effektiv erreichte Emissionsreduktionen berechnet und somit quantifiziert werden können.

Validierung

Das PDD wird von externen Auditor*innen geprüft: Der oder die Auditor*in schaut vor Ort, ob der Projektplan und die Beschreibung der Baseline mit der Situation übereinstimmen und ob das Projekt den Anforderungen der Zertifizierungsstandards entspricht. Zudem untersuchen die Expert*innen, inwiefern das geplante Projekt und die Dokumentation des Projektfortschritts so umsetzbar sind, ob die weiteren Vorgaben der Standards eingehalten werden und ob die Berechnungsgrundlagen der Emissionsreduktionen dem Prinzip der Konservativität entsprechen.

Registrierung

Ist dieser Schritt der Validierung des Projekts erfolgreich bestanden, erfolgt die offizielle Registrierung als Klimaschutzprojekt beim jeweiligen Standard. Dafür wählt myclimate nur höchst integre Standards aus (siehe: Was muss ein Unternehmen bei der Auswahl wirksamer Klimaschutzprojekte beachten?)

 

 

Schritt 4: Betrieb

Hat ein Klimaschutzprojekt all diese Schritte durchlaufen, fängt die Arbeit erst richtig an, denn wir sind bestrebt, Projekte langfristig erfolgreich umzusetzen. Unser Ziel ist es z.B. nicht nur, Bäume zu pflanzen oder verbesserte Kocher zu verteilen, sondern sicherzustellen, dass die Bäume über viele Jahre wachsen und die Kocher lange genutzt werden.

Monitoring und Reporting

Das wichtigste Tool, um den langfristigen Projektfortschritt zu überprüfen, ist das Monitoring. Hier werden alle im Projektdesign festgelegten Parameter zur Bestimmung der Emissionsreduktionen und der Beiträge zu den SDGs nach Vorgaben der Standards im Projekt jährlich neu erhoben. Diese Daten (Monitoringparameter) und die daraus resultierenden Berechnungen der erreichten Emissionsreduktionen werden von myclimate und den Projektpartnern in einem Monitoringbericht festgehalten (Reporting).  

Verifizierung und Zertifizierung

Danach werden die jährlichen Berichte durch unabhängige, anerkannte Audit-Organisationen wie SGS oder TÜV verifiziert. Bei Landnutzungs- und Waldprojekten geschieht dies alle fünf Jahre. Erst wenn die Monitoringberichte extern verifiziert wurden, werden sie zusätzlich von den Standards geprüft. Anschließend werden CO2-Reduktionszertifikate in Höhe der in den Monitoringberichten ermittelten Emissionsreduktionen durch die Standards ausgestellt (Zertifizierung). So stellt myclimate sicher, dass die Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft nachhaltig sind und wirksamer Klimaschutz vorangetrieben wird.

Zusätzlich zum kontinuierlichen Monitoring aktualisieren wir die anfängliche Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) regelmäßig, um Änderungen der Situation vor Ort im Auge zu behalten und wenn nötig entsprechend zu reagieren. Es kann immer wieder passieren, dass sich z.B. Strukturen in den Partnerorganisationen oder die politischen Situationen vor Ort ändern oder der Projektfortschritt nicht wie geplant eintritt, weshalb regelmässige Updates wichtig sind. Wir prüfen bei Änderungen, wie wir damit umgehen, welche Maßnahmen notwendig sind, um das Projekt weiterzuführen und ob wir im äußersten Fall das Projekt beenden müssen.

 

Was passiert mit den Projekten «danach»? 

Es ist meist das Ziel, dass ein Projekt langfristig unabhängig von CO2-Zertifikaten bestehen kann. Grundsätzlich gibt es aber drei Möglichkeiten:
- Das Projekt ist abgeschlossen und die Maßnahme kann selbsttragend weitergeführt werden (sustainable business model).
- Der Projektpartner führt das Projekt mit anderen Finanzierungsquellen weiter, z.B. Grants oder mit Hilfe von anderen Projektentwicklern.
- Das Projekt an sich ist abgeschlossen und hat seine Ziele erreicht.

Leistungsbasierte Zahlung an die Projektpartner

Wenn die Überwachung des fortlaufenden Betriebs des Projekts positive Ergebnisse liefert,  werden die Emissionsreduktionszertifikate im Registry des jeweiligen, offiziellen Standards (zum Beispiel Gold Standard oder Plan Vivo) erstellt. Diese CO2-Zertifikate werden sodann in das Konto (Registry) von myclimate überwiesen. Beschließen unsere Kund*innen unsere Klimaschutzprojekte mit der Finanzierung über Emissionszertifikate zu unterstützen, werden diese Zertifikate von myclimate im Registry stillgelegt. Damit ist sichergestellt, dass jedes Zertifikat nur einfach genutzt wird. Das Geld, das myclimate damit einnimmt, kommt in den in Abb. 1 abgebildeten Projektfonds, aus dem myclimate Klimaschutzbeiträge an die unterstützten Projekte ausbezahlen kann.

Die Projektpartner erhalten die Zahlung in der Regel also erst und nur in der Höhe, in der das Projekt im vergangenen Jahr nach den Monitoringberichten auch Emissionsreduktionen erzielt hat (siehe: Kann ich sicher sein, dass mein Geld wirklich die versprochenen CO2-Emissionen reduziert?).

Dies stellt sicher, dass die Projektpartner vor Ort die Motivation haben, den Projekterfolg möglichst langfristig zu gewährleisten. Das kommt am Ende der Klimawirkung als auch der nachhaltigen Entwicklung des Projektes zugute. Gleichzeitig verhindern wir dadurch, dass nach einer grossen Zahlung an die Projektpartner zu Projektbeginn die langfristige Projektumsetzung nicht mehr Priorität hat.

In einigen Projekttypen ist die ausschließliche Finanzierung über die Laufzeit des Projekts nicht immer anwendbar, weil z.B. der Finanzierungsbedarf zu Projektbeginn höher ist als die laufenden Kosten in den kommenden Jahren. Müssen z.B. zur Umsetzung des Projekts zu Beginn Wasserfilteranlagen gebaut werden, die oft nicht komplett von den Projektpartnern allein vorab finanziert werden können, gewährt myclimate auch Vorab- (Upfront) Zahlungen. In diesen Fällen wägt myclimate die Risiken und die Höhe der Upfront-Zahlung genau ab, um die richtige Balance zwischen notwendigen Zahlungen für die Umsetzung und dem langfristigen Anreiz zur Emissionsreduktion zu finden.

Als gemeinnützige Stiftung garantiert myclimate, dass mindestens 80 Prozent der geleisteten Klimaschutzbeiträge für die Projektentwicklung und Umsetzung verwendet werden (siehe Mittelverwendung). Diese 80 Prozent gehen in den myclimate-Projektfonds, der für die Projektentwicklung und -umsetzung genutzt wird. Die verbleibenden maximal 20 Prozent verwenden wir zur Deckung der betrieblichen und internen Kosten (siehe Abb. 3).

In den letzten Jahren fielen die internen Kosten allerdings geringer aus, weshalb wir stattdessen noch mehr konkreten Klimaschutz tätigen konnten. Denn: Als Stiftung investieren wir überschüssige Gewinne direkt wieder in sinnvolle und wirksame Projekte.

Im Großen und Ganzen ist der Prozess der Projektprüfung sehr umfangreich und zeitintensiv, aber auch absolut notwendig. Sauber geprüfte Projektideen, die den myclimate Standards entsprechen, sind die Grundlage für erfolgreiche Klimaschutzfinanzierung.

Die eigenen Emissionen berechnen, den CO2-Fußabdruck vermindern und wirksame Klimaschutzprojekte unterstützen.

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