Klimaangepasste Waldbewirtschaftung in Dornbirn, Österreich

Sonnenstrahlen durchdringen einen dichten, kahlen Wald an einem klaren Herbsttag und beleuchten den Waldboden.

Projekttyp: Landnutzung und Wald

Projektstandort: Österreich, Bundesland Vorarlberg, Stadt Dornbirn

Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich

Jährliche Emissionsreduktion des gesamten Projekts: Max. 2355 t CO2 (Avoidance). ​​Ab 2023 zusätzlich ca. 3956 t CO2 (Removal) für den Aufbauzeitraum von 10 Jahren​.

Dieses regionale Klimaschutzprojekt in Dornbirn im Bundesland Vorarlberg in Österreich hat das Ziel, durch eine angepasste Waldbewirtschaftung den Holzvorrat und somit den Kohlenstoffspeicher gezielt zu erhalten und zu erhöhen. Die Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt sind zweckgebunden für Maßnahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die Anpassung des Waldes an den Klimawandel, Biodiversitätsmaßnahmen sowie die Sicherstellung der Ökosystemleistungen.  

Wälder sind vielfältige und komplexe Ökosysteme. Sie leisten systemrelevante Ökosystemdienstleistungen für die Menschen sowie die natürliche Umwelt. Artikel 5 des Pariser Klimaabkommens betont die wichtige Rolle der Wälder im Kampf gegen den Klimawandel und legt fest, dass die Kohlenstoffspeicher der Wälder erhalten oder erhöht werden sollen. Warum ist dies so wichtig? Bäume und Wälder spielen eine zentrale Rolle für die Regulierung des Klimas, indem sie Kohlendioxid per Photosynthese aus der Atmosphäre absorbieren und als Kohlenstoff in der Biomasse insbesondere im Holz speichern. Sie produzieren aber gleichzeitig auch Sauerstoff, filtern Schadstoffe aus der Luft und geben über die Verdunstung Feuchtigkeit an die Atmosphäre ab. Der Wald schützt vor Naturgefahren und hat einen regulierenden Effekt auf den Wasserkreislauf sowie die Wasserspeicherkapazität der Böden, produziert organische Biomasse in Form von Holz, Laub und Nadeln und bietet Lebensraum für Flora und Fauna. Waldressourcen sind einige der wenigen nachwachsenden Rohstoffe, welche von uns Menschen naturnah und nachhaltig bewirtschaftet werden können. Die Ressourcen des Waldes ermöglichen wertvolle Arbeitsplätze sowie lokale wald- und holzbasierte Wertschöpfungsketten. Der Wald hat eine bedeutende Rolle für die Erholung, die Kultur und die Gesundheit der lokalen Bevölkerung sowie den Tourismus. 

 

Klimaschutz dank Kohlenstoffbindung im Wald der Stadt Dornbirn 

Das Forstrevier der Stadt Dornbirn befindet sich in Österreich, im Dreiländereck mit der Schweiz und Deutschland am südöstlichen Ende des Bodensees und am Fuße der österreichischen Voralpen. Das Klimaschutzprojekt der Stadt Dornbirn umfasst eine Waldfläche von 1277 Hektar und bezieht sich ausschließlich auf den Waldbesitz der Stadt Dornbirn. Der Wald wird auch in Zukunft vom Forstbetrieb der Stadt Dornbirn bewirtschaftet und gepflegt. Im Rahmen des Projektes hat sich der Forstbetrieb jedoch für mindestens 30 Jahre verpflichtet, weniger Holz zu nutzen als möglich wäre. Für den bewussten Verzicht auf zukünftige finanzielle Einnahmen aus dem Holzverkauf wird der Forstbetrieb durch die Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt entschädigt. Im Forstrevier beträgt der durchschnittliche Holzvorrat ungefähr 345 Kubikmeter pro Hektar (m3/ha) und könnte auf bis zu 290 m3/ha gesenkt werden. Durch den teilweisen Nutzungsverzicht wird weniger Holz geerntet und damit weniger Kohlendioxid ​​aus dem Ökosystem Wald freigesetzt, ​​was als CO2-Vermeidung oder auch Avoidance bezeichnet wird. Darüber hinaus hat sich der Forstbetrieb zum Ziel gesetzt, den durchschnittlichen Holzvorrat über zehn Jahre auf 373 m3/ha zu erhöhen, was zu einer Kohlenstoffbindung in den Bäumen führt, diese Absorption nennt man auch Senkenleistung bzw. ​​Removal. 

 

Messung und Sicherstellung der Wirksamkeit des Projektes 

Der Forstbetrieb legt der Bezirksforstinspektion jährlich mit der Holzeinschlagsmeldung seine Zahlen der Holznutzung sowie allfällig abgestorbener Bäume vor. Diese offiziellen Zahlen der Holznutzungsstatistik werden für das ISO-Norm zertifizierte Klimaschutzprojekt jährlich von der unabhängigen Drittpartei TÜV Austria kontrolliert und verifiziert. Dadurch wird sichergestellt, dass sich das Klimaschutzprojekt ​​planmäßig entwickelt und nur der effektive vorhandene Kohlenstoffspeicher ​​sowie ab 2024 die zusätzliche Senkenleistung angerechnet wird. Um Risiken wie Stürme oder andere Kalamitäten und somit die Permanenz des Projektes abzusichern, werden jährlich zehn Prozent der kalkulierten ​​CO2-Tonnen des Projektes in einen gepoolten Risikopuffer des myclimate Partners Tree.ly hinterlegt (2617 t CO2,e minus Zehn Prozent = 2`355 ER «Avoidance»). Dasselbe gilt in Zukunft für die «Removal» ER. 

 

Klimaanpassung und Förderung der Artenvielfalt 

​​​Die Wälder der Stadt Dornbirn werden in Zukunft nicht nur mehr Kohlenstoff speichern, sondern auch langfristig sichern. Dank der zweckgebundenen Einnahmen aus dem Klimaschutzprojekt werden Maßnahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung wie die Anpassung des Waldes an den Klimawandel oder Maßnahmen für die Erhaltung der Artenvielfalt gefördert. Neben der Anpassung des Waldes an den Klimawandel ist die Waldbiodiversität ein entscheidendes Element für die Resilienz von Waldökosystemen. Global sowie lokal stehen Waldökosysteme infolge der Veränderungen des Klimas und des Biodiversitätsverlustes unter starkem Druck. Dieser wird sich in diesem Jahrhundert intensivieren. Extremereignisse wie Stürme oder Trockenheit nehmen voraussichtlich zu, Veränderungen der jährlichen Niederschlagsmuster sind in den Klimamodellen prognostiziert. Dies kann unter anderem zu verstärktem Auftreten von Insektenpopulationen wie dem Borkenkäfer führen. Durch die Globalisierung finden neue Organismen aus anderen Kontinenten Einzug, welche das System Wald schädigen können. 

Der Forstbetrieb der Stadt Dornbirn hat seine Strategie für die Anpassung des Waldes an den Klimawandel sowie Biodiversitätsmaßnahmen in seinem Waldbewirtschaftungsplan definiert. Die Wälder des Revieres werden seit Jahrzehnten aktiv verjüngt sowie zu mehrschichtigen, standortgerechten und stabilen Mischwäldern umgebaut. Der Revierförster und Forstbetriebsleiter der Stadt Dornbirn, Andreas Scherer, ist seit mehr als 20 Jahren für die nachhaltige Bewirtschaftung der Stadtwälder verantwortlich und sagt über das Schaffen von klimastabilen Mischwäldern: 

 

Dank der Gelder von myclimate können unbedingt notwendige Maßnahmen, die aus finanziellen Gründen leider jahrelang verschoben wurden, endlich durchgeführt werden. Besonders Augenmerk wird auf eine gute Kinderstube im Wald gesetzt. Durch zahlreiche Pflegemaßnahmen können unsere Bestände qualitativ und klimastabil in die Zukunft geführt werden.

Andreas Scherer, Förster & Forstbetriebsleiter Stadt Dornbirn

 

 

Dieses Projekt trägt zu 4 SDGs bei*

*Stand: August 2024. Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist. 

Die Stadt Dornbirn setzt sich intensiv für die Schutz-, Wohlfahrts-, Erholungs- und Lebensraumfunktionen ihrer Wälder ein und erkennt damit deren Schlüsselrolle für den Schutz der Stadt und das Wohlergehen der Umwelt an.

Das Projekt bewirtschaftet eine Fläche von über 1.277 Hektaren Wald nachhaltig. 

Dank der klimaangepassten Bewirtschaftung werden bis im Jahr ​​2053 ca. ​​70’650 t CO2e Emissionen verhindert (Avoidance) und voraussichtlich 39’560 tCO2e zusätzlich gebunden (Removal) (Netto, also abzüglich 10 Prozent Puffer) 

Die klimaoptimierte Bewirtschaftung sowie die zweckgebundene Mittelverwendung ist auch ein Beitrag zur Förderung der Biodiversität. 

Situation ohne Projekt

Tieferer Holzvorrat und somit Kohlenstoffspeicher im Wald

Project standard

Projektnummer

7843

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